Fußball Baumberg sieht unruhigen Zeiten entgegen

Monheim. · Obwohl der Fußball-Oberligist auf dem zweiten Rang der Tabelle überwintert, könnte er im Januar ohne Trainerteam dastehen.

Francisco Carrasco (l.) und Redouan Yotla dürften sich wohl nicht mehr allzu lange an der Seitenlinie über die Baumberger Spielweise austauschen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Das ist die eine Seite der Medaille. Seit ungefähr dreieinhalb Jahren ist der Fußball-Oberligist Sportfreunde Baumberg (SFB) vom Erfolg verwöhnt. Es begann alles im Winter 2014/2015, als Salah El Halimi die Rolle des Cheftrainers übernahm. Den Abstieg in die Landesliga konnte er zwar nicht mehr verhindern, aber einen Klimawandel einleiten. Es begann der Umbau des Kaders, der dann auf direktem Weg in die Oberliga zurückkehrte – weil er über starke Fußballer verfügte und plötzlich als echte Mannschaft auftrat. Nach Platz zwölf am Ende der Serie 2016/2017 startete Baumberg erst richtig durch, mischte vorübergehend die Tabellenspitze auf und kam letztlich als Vierter durchs Ziel. Jetzt gehört die Mannschaft als Zweiter wieder zu den Top-Teams. Was sich geändert hat, ist die andere Seite der Medaille: Mit der Ruhe scheint es vorbei zu sein. Seit ein paar Wochen brodelt es im Inneren. Und wenn es ganz dumm läuft, stehen die Baumberger im Januar zum Beginn der Vorbereitung auf die Fortsetzung der Meisterschaft ohne Trainerteam da.

Goran Tomic hat sich bereits von der Mannschaft verabschiedet

Co-Trainer Goran Tomic, der erst im Sommer aus dem Juniorenbereich des Klassen-Konkurrenten Ratingen 04/19 gekommen war, kehrt zu seinem alten Verein zurück. Tomic hat sich bereits von der Mannschaft verabschiedet. Noch nicht ganz so weit sind Francisco Carrasco, der zusammen mit Tomic fürs Training verantwortlich war, und Redouan Yotla, dessen aktuelle Stellenbeschreibung undurchsichtig ist. Nach einer Pause aus beruflichen/privaten Gründen war Yotla vor gut einem Jahr wieder bei den Sportfreunden eingestiegen, um den Verein voranzutreiben – offiziell als Fußball-Obmann, der anderswo gerne Sportlicher Leiter heißt.

Jetzt will Yotla wieder aussteigen. „Wir kommen nicht vorwärts. Es geht weder nach oben noch nach unten, weder nach vorne noch zurück. Wir stehen eigentlich am selben Punkt wie vor 20 Jahren“, sagt Yotla, „bei uns geht es nicht nur um Fußball.“ Möglicherweise geht es unter anderem darum, dass Spieler etwa immer noch auf zugesagte Prämien aus der vergangenen Saison warten sollen. Ein Spieler formuliert es ziemlich drastisch: „Ich fühle mich verarscht.“

Yotla mag das Thema nicht kommentieren, wird sich aber zu einem (letzten?) Gespräch mit dem Vorsitzenden Jürgen Schick treffen. Davon wird viel abhängen – unter anderem die Zukunft von Francisco Carrasco, der die Zeitenwende damals unter der Regie von Salah El Halimi mit eingeleitet hat. Als El Halimi dann gegen Ende der vergangenen Saison eine Pause aus privaten/beruflichen Gründen verkündete, holten die Sportfreunde Andreas Franke als Nachfolger – der sich kurz vor dem ersten Meisterschaftsspiel wieder verabschiedete. Die Geschäfte rund um die Mannschaft übernahm zunächst probeweise das Trio Carrasco/Tomic/Yotla mit einer klaren Aufgaben-Verteilung. Carrasco und Tomic waren für die Trainingsarbeit zuständig, Yotla fürs Drumherum.

Trotz gegenteiliger Anzeichen keine personelle Entscheidung

Für SFB-Chef Schick steht bisher trotz gegenteiliger Anzeichen keine personelle Entscheidung fest. „Im Moment wird viel spekuliert. Manche spekulieren sogar darüber, ob ich weitermache. Mit Ede Yotla werde ich ein Gespräch führen. Es kann sich alles noch ändern.“ Allgemein werde man sich nach Weihnachten zusammensetzen und die Dinge analysieren, um gegebenenfalls zu handeln – also personelle Veränderungen vorzunehmen. „Wir haben einen viel zu großen Kader“, findet Schick. Der aktuelle Erfolg des Teams überrascht ihn nicht: „Mit diesen Spielern muss das obere Drittel das Ziel sein.“

Wesentlich zu klein ist seiner Ansicht nach die Zahl der Mitstreiter im Verein: „Wir brauchen viel mehr Unterstützung.“ Das sieht der auf dem Absprung stehende Redouan Yotla übrigens ähnlich: „Und ich ziehe den Hut davor, wie es Jürgen Schick immer wieder geschafft, eine solche Mannschaft zusammenzustellen. Jetzt ist aber ein Punkt gekommen, an dem es so nicht mehr weitergeht.“ Gehen wirklich Tomic, Carrasco und Yotla, wäre zumindest nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Spieler aus freien Stücken nachzieht. Damit wäre zugleich die andere Seite der Medaille komplett: Baumberg im Winter 2018/2019 gibt plötzlich viele Rätsel auf. Die heil scheinende Welt hat Risse bekommen.