Ausreichend Hausärzte in den Orten
Nicht mal jeder fünfte Medizinstudent wird Allgemeinmediziner. Langenfeld und Monheim sind jedoch gut versorgt.
Langenfeld/Monheim Die Gesellschaft altert, die Wartezimmer bei Hausärzten in Langenfeld und Monheim sind voll. Da beunruhigt diese Nachricht aus dem NRW-Gesundheitsministerium: Nur maximal 20 Prozent der erfolgreichen Medizinstudenten entscheiden sich für die Allgemeinmedizin. Auf dem platten Land drohen Versorgungslücken. Und es gibt in Langenfeld zumindest einen Fall, in dem ein Allgemeinmediziner, der sich zur Ruhe setzen wollte, keinen Nachfolger finden konnte.
„Die Situation in Langenfeld und Monheim sieht gut aus“, gibt indes Christopher Schneider Entwarnung. Der Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Düsseldorf verweist auf eine für die medizinische Versorgung geltende Bedarfsplanung, die sich an einer Bundesrichtlinie orientiert. Für beide jeweils eigenständige Planungsbereiche Langenfeld und Monheim betrage das Verhältnis etwa . 1500 gesetzlich Krankenversicherte zu einem niedergelassenen Allgemeinmediziner. Schneider: „In Langenfeld mit 38 Hausärzten liegt — bezogen auf Ende 2017 - der Versorgungsgrad bei 108 Prozent, in Monheim ist der Wert bei 27 Allgemeinmedizinern fast identisch.“ Und weil die Richtlinien sogar eine zehnprozentige Überschreitung zulassen, könnte sich sogar in beiden Städten ein weiterer Arzt mit einer Praxis niederlassen.
Für Dr. Christoph Fliegner, der seit 2000 gemeinsam mit Jochen Dreser eine Hausarzt-Praxis in der Langenfelder Stadtgalerie betreibt, sind die aktuellen Probleme im ländlichen Bereich erklärbar. „Der Allgemeinmediziner in der Stadt ist im Gegensatz zum Landarzt kein Einzelkämpfer. Er kann seine Verantwortung teilen, Fachärzte oder ein Krankenhaus sind in der Nähe.“ Der Landarzt müsse hingegen die gesamte Versorgung alleine übernehmen. Das ist laut Fliegner auch im Hinblick auf die zunehmende Bürokratie und Budgetzwänge schwierig. Inzwischen besetzen Fliegner und Dreser in der Stadtgalerie mit ihrer weiteren Kollegin Dana Kastner sowie zwei Assistenzärztinnen drei Praxissitze und versorgen weit mehr als 2000 gesetzlich versicherte Patienten.
Indes verweist der 54-jährige Fliegner auf einen anderen Aspekt: „Die Altersstruktur der Ärzte wird langsam zum Problem, auch wenn die Ärzte ihre Kassenzulassung erst mit 68 Lebensjahren zurückgeben müssen.“ Jeder dritte Hausarzt in NRW sei über 60, mehr als 600 Mediziner seien 70 Jahre und älter, bestätigt die KV. Der Nachwuchs fehle oder könne sich die passende Praxis aussuchen. Indes wäre die Übernahme der Einzelpraxis eines älteren Mediziners mit einem überalterten Patientenstamm eine echte Herausforderung. Dort müsste ein Anfänger in der Regel erhebliche Investitionen für Räume, Einrichtung und Personal tätigen, die mit den pauschalen Vergütungen für ärztliche Leistungen kaum zu stemmen sind.
Da wäre der Einstieg als Partner in eine Praxis mit einer normalen Patientenmischung wirtschaftlich attraktiver und böte mehr Entwicklungschancen. Letztendlich spielen auch gesellschaftliche Entwicklungen eine Rolle. Dr. Thomas Eusterholz von der Leverkusener KV-Kreisstelle erklärt es so: „In den 80er Jahren waren Hausärzte zu 64 Prozent männlich. Die haben 60 Stunden in der Woche gearbeitet. Heute sind Hausärzte zu etwa 72 Prozent weiblich.“
Die Hausärztinnen arbeiten nach Eusterholz’ Angaben „eher nur 30 Stunden pro Woche, weil sie auch noch Familie haben wollen und Arbeit nicht mehr alles ist. Auf einen Mann kommen also ungefähr zwei Frauen.“