Tanzlehrer sind bei Frauen heiß begehrt
Das Gemeinschaftsprojekt „Kommt und tanzt“ richtet sich an leicht Demenz-Erkrankte.
Langenfeld. Für Maria gibt es an jeden dritten Freitag einen Wiener Walzer. Es ist der Lieblingstanz der Rentnerin, die regelmäßig die Veranstaltung „Kommt und tanzt!“ besucht. Seit zwei Jahren richten Malteser, die Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft mbH, der Lions-Club und die Sportgemeinschaft Langenfeld ein Tanzprogramm aus, das sich auch an Menschen mit Demenz im Frühstadium richtet. Die Idee dazu hatte Theo Besgen vom Lions-Club und schnell holte er die Kooperationspartner mit ins Boot. „Jeder wollte etwas in der Richtung machen, also taten wir uns zusammen“, erinnert sich Norbert Nitz von den Langenfelder Maltesern.
„Kommt und tanzt!“ wird vom Tanzlehrer Andreas Schamberger geleitet: „Wir nehmen tanzend Bewegungen auf, machen Sturzprophylaxe und dann entsteht hier sehr schnell Spaß beim gesellschaftlichen Austausch.“ Getanzt wird grundsätzlich alles: Line-Dance, Macarena und Discofox, aber auch klassische Varianten wie Tango und Wiener Walzer. „Die Musik ist auf das Alter der Teilnehmer, also 60plus, abgestimmt“, sagt Schamberger. Durch das Mitsingen der Texte — zum Beispiel bei den „Tulpen aus Amsterdam“ — werde die Gehirnaktivität der Demenzerkrankten mobilisiert und dann entstehe Stimmung in der SGL-Residenz.
Julia Schulze von der Sportgemeinschaft Langenfeld ist begeistert von Schambergers Leistung: „Sein Repertoire ist breit gefächert. Und ständig bringt er neue Impulse rein. Die älteren Frauen reißen sich um ihn, weil sie mit ihm tanzen wollen, so beliebt ist er“, berichtet die junge Frau und lacht.
Auch die Männer — bisher kamen nur wenige — sind schwer angetan. Manfred Sitek tanzt zum dritten Male mit. „Meine Frau ist gestorben und hier auf Leute zu treffen ist eine sehr schöne Angelegenheit“, freut sich der Langenfelder, der manchmal auch im Karneval oder beim Schützenverein aktiv ist.
Demenzerkrankte haben gleich nebenan noch eine wichtige Anlaufstelle: dort öffnet regelmäßig das „Demenz Café Malta“. Helga Geutjes koordiniert den Treffpunkt und erklärt die Hintergründe: „Es ist ein Café, wo Menschen mit Demenzleiden bei Kaffee, Tee und Gebäck betreut werden“. Gearbeitet wird dort nach dem Silvia-Hemmet-Konzept aus Schweden, das den einzelnen Patienten in den Mittelpunkt stellt.
Und es gibt eine 1:3-Betreung von ehrenamtlich tätigen, ausgebildeten Demenzbegleitern. „Der Unterschied zur klassischen Pflegemethode ist, dass wir kein hierarchisches Konzept verfolgen. Wir beobachten die Patienten genau und finden heraus, was sie an diesem oder jenem Tag möchten oder nicht“.
Zwar werden Anregungen gegeben, aber letztlich entscheiden die Gäste des „Demenz Café Malta“, in welche Richtung es läuft, erklärt Geutjes. „Und es ist wichtig, die Demenzerkrankten an Alltagssituationen heranzuführen, die für Nicht-Betroffene normal sind“, fügt Julia Schulze hinzu. „Die Tanzveranstaltung kostet fünf Euro.
Dieser Obolus wird nicht nur alleine deshalb erhoben, um die entstehenden Kosten reinzuholen, sondern auch, um bei den Patienten ein Gefühl von Wertigkeit zu wecken. Es ist eine Investition, die Erinnerungen an früher zurückholen kann“.