Er klettert auf die höchsten Berge
Seit 41 Jahren reist Karl-Heinz Hamacher rund um die Erde, um Berge zu besteigen. Besonders schätzt er die zahlreichen Begegnungen mit anderen Menschen.
Langenfeld. So sieht jemand aus, der Fernweh hat: „Ich buche das Flugticket und dann geht es los“, erzählt Karl-Heinz Hamacher mit leuchtenden Augen. Unter den Reisezielen des 63-Jährigen waren schon Bolivien, Alaska, Russland, Patagonien und die Mongolei. Und dort will der Langenfelder hoch hinaus: Meist übernachtet er in Hostels, Zelten und in alten Militärhütten auf den Hängen berühmter Berge. Der 5610 Meter hohe Damavand im Iran, der Kilimandscharo (5895 Meter) in Tansania und der Aconcagua (6962 Meter) in den argentinischen Anden sind nur drei der Giganten, die der Diplom-Sportler schon erklommen hat. Meist hat er nur einen Rucksack dabei. „Nicht mehr als zwölf Kilo. Sonst wird man zu langsam“, erklärt der erfahrene Bergsteiger.
Schon als Fünfjähriger ist Hamacher mit seinen Eltern gewandert. Mit zehn kletterte er erstmals in den Alpen. Ohne Begleitung Erwachsener war er unterwegs, seit er 15 ist. 1977 bestieg er mit einem Freund in Tansania den Kilimandscharo, das höchste Bergmassiv Afrikas. Fasziniert hat ihn die Fremde schon damals, besonders jenseits der touristischen Wege. „Wir waren die einzigen Europäer dort. Das war eine ganz andere Erfahrung.“ Zwei Jahre später ging es auf Hochzeitsreise nach Algerien, in die Sahara. Dünen und Sand waren die Kulisse seiner Hochzeitsfotos. Seitdem zog es ihn immer wieder an exotische Orte.
Seinen ersten 6000er nahm Hamacher 1980 in Ecuador in Angriff. Vom Erdmittelpunkt gemessen, liegt auf dem Gipfel des Chimboroza der höchste Punkt der Erde. Schon deswegen hatte es ihm dieser Berg angetan. Doch bei seinem ersten Besteigungsversuch wurde der damals 26-Jährige höhenkrank. „Mein Körper hatte sich nicht richtig akklimatisiert.“ Durch die sauerstoffarme Luft litt er unter starken Kopfschmerzen und musste den Berg erst einmal unbezwungen hinter sich lassen. Doch er erklärt: „Der Gipfel zählt nicht immer.“ Er ist nur das letzte Erfolgserlebnis. Entscheidend für jede seiner Bergtouren sei die Planung.
Karl-Heinz Hamacher, Bergsteiger und Weltenbummler
Da heißt es dann Literatur studieren, Kartenmaterial besorgen und sich mit der Kultur auseinandersetzen. Ganz wichtig ist Hamacher nach eigenen Angaben nämlich der Kontakt mit Menschen. Im letzten Jahr übernachtete der Langenfelder mit seiner Tochter im bolivianischen Sajama, einer Siedlung mit nur knapp 300 Einwohnern. Dort beherbergte sie eine Familie mit zwei Kindern. Schon nach vier Tagen hatte der gebürtige Kölner sich dort eingelebt. „Allein diese freundschaftlichen Beziehungen, sind ein Grund zu reisen.“
Solche Erfahrungen will der 63-Jährige nicht missen. Es zieht ihn auch in Länder und Regionen, die nicht als sicher eingeschätzt werden. So war er auch schon in Kaschmir, obwohl in der indischen Himalaya-Region schon seit Jahren blutige Konflikte ausgetragen werden. Dort war ihm zwar etwas mulmig zumute, doch er erklärt dennoch: „Ich wüsste heute nicht, wo ich nicht hinfahren würde.“ Bis jetzt sei ihm auch noch nie etwas passiert. „Am Anfang war das Glück oder auch jugendlicher Leichtsinn“, gibt er lächelnd zu. Mit der Zeit und Erfahrung bilde sich ein Bewusstsein für die jeweilige Umgebung aus.
In Planung ist eine Reise zum Kailasch, einem von den Tibetern heilig erklärten Ort. Das vorgegebene Ziel eines jeden Buddhisten sei es, diesen Berg 108-mal zu umrunden. Genau so eine Pilgerfahrt einmal mitzumachen, ist Hamachers Ziel. Doch das ist nicht der einzige Plan. Zu Hause hat er eine große Weltkarte an der Wand hängen. Rote und gelbe Steckköpfe kennzeichnen die Plätze auf dieser Erde, die er noch sehen will. Für die nächsten fünf Jahre traut er sich noch schwierige Reisen zu. „Aber das Reisen als solches wird nie ein Ende nehmen.“