Baumberger helfen in Vietnam
Hilfsprojekt: Das Ehepaar Milatz kämpft mit ihrem Verein „Viet-Kid“ gegen fernes Elend.
Baumberg. Das Entlaubungsgift Agent Orange wurde von den Amerikanern im Vietnamkrieg eingesetzt, um ihren Gegner in den dichten Wäldern aufspüren zu können. Der Stoff bewirkt Genveränderungen, die noch heute zu schweren geistigen und körperlichen Behinderungen führen können. Das wissen auch Monika und Erhard Milatz aus Baumberg, die über ihre vietnamesische Pflegetochter zu dem Land und ihren Menschen schon lange eine besondere Beziehung haben.
Um sich selbst ein Bild von der Not zu machen, reisten die Baumberger 2001 erstmalig nach Hanoi, wo sie in einem Behindertenheim vom Friedensdorf International mit 60 von Agent Orange betroffenen Kindern lebten. Als sie zurückkehrten, war nicht nur klar, dass sie den Verein Viet-Kid gründen, sondern auch ihr Haus verkaufen wollen, um noch besser helfen zu können.
Etwa der Vietnamesischen Familie Ut, die sich monatlich mit 30 Euro über Wasser hält. Das ist der Verdienst der Mutter als Lotterieverkäuferin und Aushilfskraft bei Bauern. Der Mann ist gelähmt, der neunjährige Sohn hat Leukämie. Die fünfköpfige Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen in Hoi An inmitten der Reisfelder. Die Geschichte ist traurig und doch keine Seltenheit in Vietnam.
Um die Spendensammlung für solche und viele andere schwere Schicksale kümmert sich Monika Milatz, die regelmäßig unterwegs ist und den Verein vorstellt: "Man erlebt Enttäuschungen aber auch oft schöne Begegnungen und Gespräche an den Haustüren." Die Reaktionen seien ganz unterschiedlich.
Seit der Gründung von Viet-Kid 2002 kann der Verein auf eine lange Reihe von Erfolgen zurückblicken. Unter anderem wurde ein Ausbildungszentrum mit Webrahmen, Nähmaschinen und Computern ausgestattet, durch ein Schulprojekt 600 Kindern Schulbücher und Schuluniformen zur Verfügung gestellt, behinderten Kindern orthopädische Operationen ermöglicht und ein Waisenhaus unterstützt. In der Provinz Thai Bin wird 2011 ein Rehabilitationszentrum fertiggestellt.
Erhard Milatz glaubt, dass die dafür gespendeten 11000 Euro sinnvoll investiert sind, denn aus Thai Binh seien knapp 50000 Männer in den Krieg gezogen und so durch Agent Orange belastet worden. Selbst nach der dritten Generation werden weiter behinderte Kinder geboren.
Viet-Kid betreut außerdem zehn Familien und neun Patenkinder. "Das Schöne an der Arbeit ist die Freude der Menschen, wenn sie merken, da kümmert sich jemand um uns", sagt Erhard Milatz. Jedes Jahr reist der 70-Jährige nach Vietnam, um sich dort intensiv um die Projekte zu kümmern: "Es ist notwendig, vor Ort zu sein, um zu sehen, wie die Spenden eingesetzt werden sollen." Ab November wird Milatz wieder drei Monate unterwegs sein und alle Hilfsprojekte besuchen.