Langenfeld: Pilgern mit dem großen „L“
Reise: Drei Freundinnen aus Langenfeld wandern auf dem Jakobsweg und machen ihre Stadt dadurch weltbekannt.
Langenfeld. Ihre Finger zeigen ein großes "L": am Flughafen, bevor es nach Spanien geht, auf dem staubigen Pfad, der am Ende nach Santiago führt, und immer wieder zwischendurch. Mit dem "L" aus Daumen- und Zeigefinger zeigen die drei Frauen, warum sie gerade fern der Heimat 800 Kilometer in brütender Hitze zu Fuß zurücklegen - für sich und für Langenfeld.
Delphine Henkler, Malgorzata Sondermann und Bozena Furiglio, alle Sprachlehrerinnen an der VHS, pilgern seit dem 18.Juli auf dem Jakobsweg von Pamplona nach Santiago de Compostela. Es ist für sie kein spiritueller Lauf, sondern ein Abenteuer, bei dem sie an ihre Grenzen gehen. Nach ihrer Rückkehr wollen sie Spenden für jeden gewanderten Kilometer sammeln.
Das Geld kommt dem Pro-Donna-Projekt des Sozialdienstes katholischer Frauen zu gute. Denn eines war von Anfang an klar: Es sollte ein Langenfelder Projekt sein und eines für Frauen.
Doch bis dahin haben die Frauen noch zwei Wochen und 350 Kilometer vor sich. Christoph Henkler weiß immer wo die drei sind, kennt die Route, studiert Steigungen, gibt Wetterprognosen durch und fiebert mit. Der Ehemann von Delphine Henkler bekommt täglich mindestens eine SMS von unterwegs. Auf dem Esstisch liegen ein Reiseführer und das Pilger-Buch von Hape Kerkeling. "Das habe ich vor zwei Jahren geschenkt bekommen und erst einmal beiseite gelegt. Jetzt lese ich jedes Kapitel mit."
Neulich seien die drei in einem Café gewesen, das im Buch vorkommt, und haben den darin beschriebenen Wirt kennen gelernt, sagt Henkler und erinnert sich daran, wie die drei Frauen in der Langenfelder Sommerhitze das Pilgern geübt haben: "Zwei Mal die Woche sind sie zehn Kilometer bei brütender Hitze gewandert. Dabei wurde immer wieder der Rucksack umgepackt, eine leichtere Isomatte gekauft, bis das Gewicht passte."
Gerade hat das Trio die Pilgerhochburg León erreicht, als nächstes steht der 1500 Meter hohe Cruz de Ferro an. "Die Drei laufen morgens um 7 Uhr los und kommen meistens gegen 13 Uhr im nächsten Ort an. Dann entscheiden sie je nach Hitze, ob sie noch weiter laufen", erklärt Christoph Henkler.
49 Kilometer war die bislang längste Distanz, die sie an einem Tag zurückgelegt haben. Täglich sind es mindestens 30 Kilometer. Übernachtet wird in Herbergen mit Mehrbettzimmern. Zwei Mal haben sich die Damen bislang ein Hotel gegönnt. Aufgeben? "Das war bislang kein Thema", sagt Christoph Henkler, "aber sie haben schon mal überlegt, ob sie eine Etappe mit dem Bus zurücklegen." Am Ende siegte der Ehrgeiz, die Tour komplett zu laufen.
Der Weg ist gespickt mit Symbolen. Am Wegesrand hinterlassen Pilger aller Herren Länder Nachrichten, Pfeile und beschriftet Kreuze. Auch Steine werden am Wegesrand aufgeschichtet. Die Langenfelderinnen haben einen eigenen Brauch entwickelt: Sie bringen unterwegs Pilger aus aller Welt dazu, das große "L" mit den Fingern zu formen, fotografieren sie und schicken die Bilder als Gruß in die Heimat. Am 16.August steht für die Damen der Rückflug an. Dann spätestens müssen sie Santiago de Compostela erreicht haben.