Bewährungshilfe schließt ihr Büro an der Solinger Straße
Bis zu 350 Straftäter müssen für Hilfe künftig weit fahren. Das macht die Betreuung schwieriger, mahnen Kritiker.
Langenfeld. Straftäter unter Bewährung haben ab 1. Januar keine feste Anlaufstelle mehr in Langenfeld. Das Büro der Bewährungshilfe an der Solinger Straße schließt. Wer Termine einhalten muss oder Hilfe sucht, ist gezwungen, künftig nach Neuss oder Düsseldorf-Golzheim zu fahren. Das kritisiert Rolf D. Gassen, der unabhängige Ombudsmann der LVR-Klinik, die mit der Bewährungshilfe zusammenarbeitet: „Das ist ein Eingriff in die Therapie für Straftäter.“ Der Vorsitzende des ehrenamtlichen Vereins für Bewährungshilfe, Dirk Kruse, bekräftigt: „Diese Sparmaßnahme ist falsch.“
„Das Gericht reagiert mit der Schließung auf Kritik des Landesrechnungshofs“, erläuterte der Sprecher des Landgerichts, Richter Michael Scholz. Das Langenfelder Büro sei mit drei Bewährungshelfern zu klein und zu teuer. Bei der Zentralisierung setze die Justiz auf ein in Ratingen bewährtes Modell. Wie dort sollen den Klienten künftig laut Gassen zunächst einmal wöchentlich Sprechstunden in Räumen des Amtsgerichts an der Hauptstraße angeboten werden. „Außerdem werden Hausbesuche und Termine außerhalb der Geschäftsstelle angeboten“, sagt Richter Scholz.
Die Bewährungshilfe ist seit mehr als 30 Jahren als sozialer Dienst der Justiz verantwortlich für die gesellschaftliche Wiedereingliederung von Verurteilten — auch nach Gefängnisaufenthalten — und für die Vorbeugung gegen neue Straftaten.
Die Mitarbeiter unterstützen ihre Klienten falls nötig bei der Wohnungssuche oder beim Umgang mit Suchtproblemen. In Langenfeld werden laut zuständigem Landgericht Düsseldorf rund 230 Verurteilte auch aus Hilden, Monheim und dem Düsseldorfer Süden betreut. Gassen spricht gar von 350 Verurteilten. „Schon wenn jemand auf dem Weg zum Bewährungshelfer schwarzfährt, ist das eine neue Straftat“, warnt Kruse. Die kurzen Wege vom Wohnort oder von der Therapie in der Landesklinik seien wichtig für Straftäter, fügt Gassen hinzu.
Scholz hob die angestrebten Vorzüge des neuen Systems hervor: „Es geht um eine dauerhafte Sicherung des Sozialen Dienstes.“ Die Mitarbeiter würden weiter für ihre Klienten tätig sein, eben nur in neuen Räumen. Vertretungen bei Krankheit würden erleichtert, ebenso fachübergreifende Konferenzen, die nötig werden, wenn Sexualstraftäter rückfällig zu werden drohen.
Auf Abhilfe gegen die Sparmaßnahme hoffen Gegner vor Ort nicht mehr. Kruse und Gassen: Die Büroschließung ist längst beschlossen. „Man kann nur schauen, wie es läuft“, sagt Rolf Gassen.