Bürger wollen keinen Supermarkt
Wie der Immigrather Platz künftig aussehen soll, ist umstritten. Im Planungsausschuss zeigte sich das jetzt.
Spielhallen, Leerstände, zum Teil hässliche Fassaden — am Immigrather Platz, darin sind sich die meisten einig, zeigt sich Langenfeld nicht von seiner besten Seite. Deshalb soll der „Platz“ — nicht nur für Spötter eher ein „Kreisverkehr im Zonenrandgebiet“ — umgestaltet werden. Für eine Planung (siehe Info-Box) gab der städtische Planungsausschuss jetzt grünes Licht. In der Sitzung zeigte sich aber auch, dass noch erheblicher Diskussionsbedarf besteht, sowohl unter den Ratsleuten wie auch in der Bürgerschaft.
Besonders die erste der beiden Gestaltungsvarianten, die Ursula Mölders vom Stadtplanungsbüro Dr. Jansen (Köln) vorstellte, stößt auf Kritik. Bereits in der Bürgerfragestunde zu Beginn der Sitzung äußerte Anwohner Marc Stratmann (61) sein Unverständnis über die etwaige Ansiedlung eines neuen Supermarkts. Ein Lebensmittelladen, eine Bäckerei und Aldi seien maximal 400 Meter, der Vollsortimenter Edeka und Trinkgut 800 Meter entfernt — „wir brauchen keinen weiteren Supermarkt“. Stratmann und andere Anwohner befürchten „noch mehr Verkehr, Lärm und Parkplatznot“, falls im Zuge einer Umgestaltung nach Variante eins etwa 20 Stellplätze wegfielen.
Diplom-Geografin Mölders versuchte zu beschwichtigen. Nicht ein großer Supermarkt sei vorgesehen, sondern ein „kleinteiliges Konzept“. Hierfür warb auch FDP-Ratsfrau Hanna Paulsen-Ohme. So sei in Langfort der „kleine Netto-City“ ein Gewinn für den Ortsteil: „Kinder aus der Nachbarschaft können dort einkaufen, ebenso ältere Menschen, die wegen eines Brötchens nicht extra in die Stadtmitte fahren wollen.“
Mit Verweis auf das Neubaugebiet Nelly-Sachs-Straße sagte Paulsen-Ohme: „Immigrath erhält durch den Zuzug vieler jüngerer Familien eine große Chance.“ Deshalb sollten sich die Alteingesessenen nicht gegen städtebauliche Veränderungen wehren. Doch nicht nur die Anwohner des Immigrather Platzes, sondern auch andere Ratsleute gaben zu bedenken, dass gerade das Neubaugebiet der Umgestaltung des Kreisverkehrs Grenzen setzen könnte. „Eine offene Planung ist schwierig, weil wir dort zuviel Verkehr haben“, meinte etwa Barbara Zwank-Mielke (CDU). Die neue Straßenführung sollte deshalb erst nach entsprechenden Gutachten festgelegt werden. Planungsamtschef Stephan Anhalt versicherte, das Verkehrsaufkommen werde im weiteren Planungsverfahren selbstverständlich berücksichtigt.
Von den Ausschussmitgliedern am kritischsten zu den Plänen äußerte sich Heike Lützenkirchen (SPD). Sie störe die „wahnsinnig negative Bewertung“ des Ortsteils in der Begründung für die Platzkosmetik. „Warum bauen wir nicht erst die Solinger Straße um, ehe wir uns dem Immigrather Platz zuwenden“, fragte Lützenkirchen unter dem Beifall der anwesenden Anwohner. Planerin Mölders machte indes deutlich: So schnell werden die Bagger nicht auf dem Immigrather Platz anrücken. Vielmehr solle das „Handlungskonzept“ die Voraussetzung schaffen für das Anzapfen von Töpfen der staatlichen Städtebauförderung. Als Zeithorizont für die reale Umgestaltung nannte die Expertin Herbst 2017.
Die Pläne voranzutreiben hält auch Günter Herweg (Grüne) für angebracht: „Die Spielhallen werden verschwinden“, sagte der Ratsherr mit Blick auf beschlossene Eindämmungsstrategien gegen Glücksspielbetriebe in Wohnvierteln. „Um Leerstände zu verhindern, müssen wir uns daher rechtzeitig etwas einfallen lassen.“ Der Beschluss des Ausschusses für das „Handlungskonzept“ fiel einstimmig aus. Ratsfrau Lützenkirchen hatte den Saal vor der Abstimmung mit Handy am Ohr verlassen.