Der Spaßabend hält, was er verspricht
Kabarettisten der besonderen Art begeisterten in der Langenfelder Stadthalle das Publikum.
Langenfeld. Moderatorin Nessi Tausendschön ist definitiv unberechenbar — ihr Spektrum an künstlerischem Talent ist sehr breit gefächert. „Was ist der Unterschied zwischen einem Komiker und einem Kabarettisten?“, fragt sie leise säuselnd ins Publikum. Um darauf selber kreischend und mit sich überschlagender Stimme zu antworten: „Der Komiker macht es wegen dem Geld, der Kabarettist wegen des Geldes“. Dann entdeckt sie in der ersten Reihe zwei freie Plätze. „Wo sind die? Auf dem Friedhof?“, grölt sie ins Mikro. Einige Zuschauer lachen, andere werfen sich erst einmal irritierte Blicke zu. Die komödiantische Sprunghaftigkeit ist gewöhnungsbedürftig. Ist sie geistig umnachtet? Oder schlichtweg genial? Die Antwort ergibt sich mit der Zeit.
Nessi Tausendschön ist begnadet, was nicht zuletzt durch ihre großartigen, aber natürlich unkonventionellen, Free-Jazz-Gesangseinlagen deutlich wird. Co-Moderator Knacki Deuser, ebenfalls eine Fernsehgröße, macht es allen ein wenig leichter. Seine Nummern sind durchschaubar und funktionieren nach den Regeln des alltagstauglichen Humors, sind aber nicht minder unterhaltsam. „Ich sehe, Spaßhaben ist nicht Deutschlands Kernkompetenz Nummer eins“, stichelt der 54-Jährige. Er lockt das verhaltene Publikum zunehmend mit Gags, „die immer gehen“ aus der Reserve. „Donald Trump ist Robert Geiss, nur mit richtig viel Geld“, oder: „Mut ist heutzutage, wenn man mit einem Handy unterwegs ist, dass nur noch 48 Prozent Akkukapazität hat“. Das Eis ist gebrochen, die Zuschauer klatschen laut Beifall, die Frauen wischen sich die Lachtränen unterm Augenlid fort. „Wir waren schon häufiger hier bei den Spaßabenden“, erzählt ein schick gekleidetes Pärchen in den Sechzigern. „Aber heute ist es wirklich extrem lustig hier.“
Dazu bei trägt auch die junge Nachwuchskünstlerin Christiane Olivier, die erfrischend über treffende (Vor-)Urteile von Vornamen philosophiert: „Ein Moritz geht immer aufs Gymnasium, und bei Justin weiß man, da hat die Mutter in der Schwangerschaft geraucht“. Dann aber folgt die Bundesliga des Kabaretts: Stefan Waghubinger, der mit stoischer Ruhe und reizend österreichischem Akzent über den Sinn und Unsinn des Lebens sinniert sowie „Die Feisten“, zwei begnadete musikalische Glatzköpfe, deren puristisch erzeugte Lieder mit genial-absurden Texten untermalt sind. Ihre Version von „Griechischer Wein“, umgetextet auf „Kriech nicht da rein“ ist eine Hommage an alle, die dem Chef die Tasche tragen.
Das Publikum ist begeistert, dankt mit tosendem Beifall und anerkennenden Pfiffen.