Deutschlehrer im Ehrenamt
Uwe Spillner ging nach 34 Jahren als Pädagoge in den Ruhestand. Doch einfach so aufhören wollte er nicht — zum Glück für marokkanische und türkische Kulturvereine.
Monheim. Nach 34 Jahren Lehrtätigkeit an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Rheindorf war ihm der Vorruhestand dann doch zu langweilig: Der Monheimer Uwe Spillner gibt seit anderthalb Jahren Nachhilfeunterricht der besonderen Art: Im türkischen und marokkanischen Kulturverein hilft er Schülern mit Migrationshintergrund — und zwar fächer- und altersübergreifend. Die Stadt hatte den Kontakt hergestellt.
Die Kinder bringen ihm ihre Zeugnisse oder zeigen ihm selbst geschriebene Texte und Hausaufgaben. Seine beiden Kolleginnen Heidi Quadfasel und Margret Dreidoppel bringen häufig Kekse oder anderes Gebäck mit. Es ist eine nette und vertraute Atmosphäre. Neben der Hilfe bei den Hausaufgaben und der Aufbesserung des Sprachgebrauchs bringt Uwe Spillner gern Material zu einem bestimmten Thema mit. So spricht die Gruppe zum Beispiel über Kanada oder lernt etwas über Fossilien und Neandertaler. Fossile Tintenfischarme, ein Klapperstein aus Dänemark und ein prähistorischer Faustkeil kommen bei den Schülern gut an. Jeder hat etwas zu sagen und möchte sein Wissen zum Besten geben.
Der Sport-, Kunst- und Deutschlehrer Uwe Spillner bemerkte in seiner Zeit an der Gesamtschule immer wieder die Schwierigkeiten, die sich für Schüler mit Migrationshintergrund darstellten. Dabei sei es nicht insbesondere die gesprochene Sprache, die Probleme macht, sondern viel häufiger die schriftliche Darstellung. Auch die Unterstützung in der Familie sei oft nicht ausreichend gewährleistet. „Nicht zuletzt weil auch häufig die Eltern Probleme mit der deutschen Sprache haben und den Kindern bei Schulaufgaben nicht helfen können“, sagt Spillner.
Die drei Ehrenamtler nehmen sich für die etwa zwölf Schüler zwischen sechs und 16 Jahren zwei Stunden Zeit. Dabei wird viel erzählt aber auch ruhig gearbeitet. Wer bei den Hausaufgaben Hilfe braucht, wird persönlich beraten. „Wir versuchen immer wieder, die Kinder zu motivieren. Das ist oft schwierig aber zum Glück schicken die Eltern sie immer mit Nachdruck zu uns“, erzählt Uwe Spillner.
Der 65-Jährige betreut in seinem Unterricht Schüler der Lise-Meitner-Realschule, der Peter-Ustinov-Gesamtschule, der Anton-Schwarz-Hauptschule und der Grundschule am Lerchenweg.
Seiner Meinung nach wäre das kanadische Gruppensystem für Schulen mit hohem Anteil an Migrantenkindern besser geeignet. Dort werden Kinder in Gruppen entsprechend ihrem Können unterrichtet. So wird auf Kinder mit höherem Förderbedarf genauer eingegangen, während Kinder, die keine Schwierigkeiten haben, nicht unterfordert werden. Dies sei im deutschen Schulsystem aber schwer zu etablieren. Trotzdem zeigen seine Nachhilfeschüler gute Fortschritte. Ein Junge zeigt stolz sein Zeugnis: Nur Einser, Zweier und Dreier. Und Uwe Spillner schmunzelt.