Drohen der Stadt Klagen wegen fehlender Kita-Plätze?

Durch die 2014 eingeführte Beitragsfreiheit hat der Bedarf noch einmal zugenommen.

Läuft Monheim Gefahr, ähnlich wie die Stadt Leipzig verpflichtet zu werden, Schadensersatz an Eltern zu zahlen, die wegen eines fehlenden Betreuungsplatzes für ihr Kind einen Verdienstausfall beklagen?, fragte Tim Brühland (CDU) kürzlich anlässlich des zusätzlichen Platzbedarfs von in großer Zahl zugezogenen Kindern im Jugendhilfeausschuss. „Bisher haben wir jedem Kind einen Platz zur Verfügung stellen können“, entgegnete Bürgermeister Daniel Zimmermann.

Fakt ist, dass alle Einrichtungen lange Wartelisten führen, die aber nicht den tatsächlichen Bedarf widerspiegeln. „Auf unserer U3-Liste stehen zwar 70 Namen, aber erstens melden die Eltern ihre Kinder in mehreren Einrichtungen an und zweitens sind darunter auch viele Kinder, die schon bedient sind, was uns aber nicht mitgeteilt wurde“, sagt Angela Ruiz Stich, Leiterin der Awo-Kita Regenbogen in Baumberg. Ihre Einrichtung ist derzeit mit vier Kindern überbelegt, weil in der Nachbarschaft, an Linzer- und Grazer Straße, neu gebaut wurde. „Diese jungen Familien wollen ihre Kinder natürlich wohnortnah unterbringen.“

Auch die seit 1. Januar 2014 geltende Beitragsfreiheit beschert vor allem dem Berliner Viertel viele Zuzüge. Da viele dieser Kinder aber wegen ihrer sprachlichen, sozialen und motorischen Defizite einen erhöhten Betreuungsbedarf haben, bringt eine Überbelegung mit drei Kindern schon „spürbar mehr Stress“, sagt Susanne Skoruppa von der katholischen Kita St. Johannes. „Wir leisten offenbar eine gute Arbeit, deshalb weist uns der ASD auch gerne besonders schwere Fälle zu. Aber davon haben wir schon genug, es wird zu viel.“ Auch Gabriele Fromm von der Awo-Kita Prenzlauer Straße (zwei Überbelegungen) würde sich wünschen, wenn sich die Gruppenstärke angesichts der besonderen Betreuungsintensität eher auf ein Maß unterhalb der Regelgröße reduzieren ließe.

Die Beitragsfreiheit hat auch bewirkt, dass niemand derzeit den tatsächlichen Bedarf an Plätzen abschätzen kann. „Weil die Stadt keine Elternbeträge mehr einzieht, verfügt sie über keine Daten“, sagt Susanne Skoruppa. Es dauere wohl noch einen Monat, bis sich die völlig undurchsichtige Lage geklärt hat und feststeht, wer einen Platz bekommt. Gabriele Fromm weiß schon jetzt: „Nicht alle Kinder erhalten zum Sommer einen Platz“. Auch Bärbel Fischmuth, stellvertretende Leiterin der integrativen Einrichtung Grunewaldstraße, könne nicht absehen, ob sie den Bedarf decken kann.

Ein Problem ist auch das seit 1. Januar bestehende Elternwahlrecht bei der Betreuung von Kindern mit Förderbedarf auch in Regelkindergärten. „Wir haben eine Anfrage“, sagt Skoruppa, „wenn ich aber ein solches Kind aufnehme, muss ich die Gruppe um einen Platz reduzieren.“ Ein solches Kind zähle quasi doppelt, dann könne sie weniger Kinder aufnehmen. Mehr Transparenz erhoffen sich die Kitaleiterinnen von dem Online-Anmeldeverfahren, das zurzeit allerdings noch nicht funktioniert.