Ehrung für Arbeit im Stillen

Marlene Wahlen erhält am Mittwoch den Verdienstorden. Damit wird ihr Engagement für die SG-Behindertensportgruppe und im Tierschutzverein gewürdigt.

Monheim. Marlene Wahlen spricht nicht gern über sich. Sie sei doch gar nicht so wichtig, sagt sie, wenn sie nach der Auszeichnung gefragt wird. „Aber ich freue mich für die Gruppe, darüber, dass unsere Arbeit geschätzt wird.“ Am mittwoch erhält die 61-Jährige den Verdienstorden der Bundesrepublik. Ihr ehrenamtliches Engagement in der Behindertensportgruppe der Sportgemeinschaft Monheim und im Tierschutzverein wird geehrt.

Und das zurecht, wie ihr Mann sagt. Sie sei die geborene Organisatorin und zeige unermüdlichen Einsatz. „Wenn gerade der Trödel vorbei ist, geht es schon mit den Vorbereitungen der Weihnachtsfeier los“, sagt er. Wahlen selbst lobt lieber die Menschen um sie herum.

Marie-Luise Neumann sei eine außergewöhnliche Frau, die scheinbar unmachbare Dinge vollbrachte. Sie war Abteilungsleiterin der Behindertensportgruppe, als Wahlen 1985 mit ihrer geistig und körperlich behinderten Tochter Manuela eintrat. Manuela habe damals Sport machen wollen, sie habe die Balance- und Ballspiele sehr gemocht.

Marie-Luise Neumann habe Tochter Manuela, die heute 43 Jahre alt ist und in Wahlens Wohnung am Berliner Platz wohnt, damals innerhalb von zwei Jahren das Schwimmen beigebracht. Wo Wahlen schon längst aufgegeben hätte, habe Neumann Geduld und Ehrgeiz gezeigt. Als Neumann aus Altersgründen als Abteilungsleiterin zurücktrat, übernahm Marlene Wahlen die Stellvertretung. Sie organisierte Feste und Ausflüge.

Wenn sie den Ordner aus dem Wohnzimmerschrank hievt und die Seiten durchblättert, kommt sie ins Schwelgen. „Wir fuhren in Königswinter mit der Seilbahn, sahen in Remscheid Falken über unseren Köpfen fliegen oder besuchten Holiday on Ice“, erinnert sie sich. Für die rund 20 Mitglieder der Behindertensportgruppe sei der Verein mehr als nur eine Sportgemeinschaft. Im Eisstadion hatten die Mitglieder die Möglichkeit, auf dem Eis zu laufen.

Mit einer Art Rollatoren auf Kufen bewegten sie sich auf der Fläche. Andere ließen sich auf Autoreifen ziehen. „Das war für alle ein ganz besonderes Erlebnis“, sagt Wahlen. Die gemeinsamen Ausflüge schweißen zusammen. „Wir würden uns aber auch wünschen, dass noch mehr jüngere Leute den Weg zu uns finden“, sagt sie. Die Mitglieder seien zwischen 30 und 50 Jahre alt.

Vor allem auf das Nikolausschießen bei den Schützen ist die 61-Jährige stolz. Mit der Vorbereitung beginnt sie bereits im September. Zweimal im Jahr wird getrödelt, um Geld für die Ausflüge zusammenzubekommen. Weil Wahlen selbst keinen Führerschein hat, muss der Ehemann eingespannt werden. „Ich verfüge einfach über seine Zeit“, sagt sie und lacht. Für die Zukunft hat diese Frau noch viel vor.

Als sie von der Auszeichnung erfuhr, konnte sie es kaum glauben. „Das könnten auch viele andere leisten“, war ihr erster Gedanke. Der Rummel sei nichts für sie. „Aber vielleicht ist eine solche Auszeichnung Ansporn für andere, sich auch ehrenamtlich zu engagieren“, sagt Marlene Wahlen.