EX-Freundin von Getränkemarkträuber bestreitet Mittäterschaft

Die 28-jährige Monheimerin fuhr das Fluchtauto. Vor dem Landgericht sagte sie aus, von den Überfällen nichts gewusst zu haben.

Monheim. „Als er sagte: ,Fahr, fahr’, bin ich einfach losgefahren, ohne Plan und Ziel. Ich hatte Angst, denn er war ja ein wichtiger Mensch für mich. Ich war völlig durcheinander.“ Mit diesen Worten schilderte gestern eine 28-jährige Monheimerin vor der Großen Strafkammer des Landgerichts, wie sie die Situation erlebte, als ihr Lebenspartner am Spätnachmittag des 30. Dezembers 2017 auf den Beifahrersitz ihres Wagens stieg und sie zum fluchtartigen Verlassen des Parkplatzes an der Sandstraße anhielt.

Während sie dachte, er habe noch ein paar Lebensmittel besorgen wollen, hatte er versucht, den Rewe-Getränkehandel zu überfallen. Insgesamt werden dem 34-jährigen Monheimer vier Überfälle auf den Getränkemarkt und eine Tankstelle vorgeworfen. Den Versuch hat er bereits gestanden.

Gestern gingen Richter und Staatsanwaltschaft der Frage nach, inwiefern sich seine Freundin der Mittäterschaft schuldig gemacht hat. Ob sie von den Überfällen gewusst und an der Beute partizipiert hat. Sie berichtete, dass sie den Angeklagten in ihrer Eigenschaft als Krankenschwester in der Abteilung für Suchtkranke der LVR-Landesklinik kennen und lieben gelernt habe.

Sie habe den damals „cleanen“ Patienten in ihrer Monheimer Wohnung aufgenommen. Er sei nur sporadisch einer Beschäftigung nachgegangen und habe seinen Verdienst dann auch zum gemeinsamen Lebensunterhalt beigesteuert. Irgendwann habe sie an gewissen Wesensveränderungen bemerkt, das er rückfällig geworden sein muss. Er habe zunächst verdeckt Kokain und Heroin konsumiert, dann auch offen. Schließlich war ihre Neugierde geweckt und im Sommer 2017 nahm sie erstmals selber Kokain. Über seinen Drogenkonsum sei es immer häufiger zu Streitereien gekommen — auch weil er zunehmend „unterwegs“ gewesen sei und sie sich Sorgen um seinen Umgang machte.

Im Oktober 2017 stellten sich bei dem Paar Geldprobleme ein, als die 28-Jährige in Folge ihres Drogenkonsums vorübergehend ihren Job verlor. Die Richterin konfrontierte sie mit einem Foto, das ihr der Angeklagte am 7. November per Smartphone zugeschickt hatte. Es zeigt einen Stapel Geldscheine. An diesem Tag war der Getränkehandel an der Sandstraße überfallen worden.

Sie habe irgendwann die Dinge nicht mehr hinterfragt, sie habe die Augen davor verschlossen, sagte die 28-Jährige. Sie stellte den Angeklagten charakterlich als „ganz tollen Menschen“ dar, aber dass er sie in seine Beschaffungskriminalität mit hingezogen habe, könne sie ihm nicht verzeihen.

Vor Gericht widersprach sie vehement den Aussagen der Polizistin, die das Auto des Paares durch Monheim verfolgt hatte. Sie habe die Spielzeugwaffe, die ihr Freund wohl unter dem Auto deponiert hatte, zu keiner Zeit in der Hand gehabt. Sie habe sie das erste Mal gesehen, als der Polizist sie nach der Durchsuchung des Wagens in die Höhe gehalten habe.

Der Prozess wird am Dienstag, 3. Juli, fortgesetzt.