Familienleben trotz Demenz: Ein Film soll Mut machen

Projekt: Bodo Beuchel hat eine Doku über die Krankheit gedreht. Der Film wird im kleinen Saal der Stadthalle gezeigt.

Langenfeld. Der bewegendste Moment war leise, kam wie so oft unerwartet. Eine Frau sitzt im Wohnzimmer neben ihrem demenzkranken Mann. Die Krankheit ist weit fortgeschritten. Sie hat sich entschieden, ihn zu Hause zu pflegen.

Es falle ihr so schwer zu sehen, wie ihr Mann immer mehr schwinde, sagt die Frau. Mit dem Verstand habe sie die Krankheit angenommen, mit dem Herzen nicht, sagt sie. Was sie nicht sieht: Neben ihr füllen sich die Augen des Mannes mit Tränen.

Bodo Beuchel hat diese Szene mit seiner Kamera festgehalten. Es war für ihn die Schlüsselszene während der fast einjährigen Dreharbeiten zu seinem Dokumentarfilm über Demenz.

Am 1.September wird der etwa 70 Minuten lange Film, an dem sich die Stadt Langenfeld mit 5000 Euro beteiligt hat, in der Stadthalle gezeigt. Der Regisseur möchte ihn vor allem den Angehörigen widmen: "Sie leiden unglaublich unter der Krankheit, manchmal mehr als der Kranke selbst. Plötzlich ist die Beziehung zum Mann oder Vater nur noch einseitig." Der Langenfelder war selbst Altenpfleger, hat zuletzt im Karl-Schröder-Haus gearbeitet. Er habe oft erlebt, dass sich Angehörige zu spät Hilfe suchen, sich überfordern und zu sehr unter Druck setzen.

"Mit dem Film möchte ich den Angehörigen etwas Anschauliches an die Hand geben", sagt der 43-Jährige, der unter anderem Professor Ralf Ihl, Facharzt für Neurologie und Psychologe den aktuellen Stand der Wissenschaft erklären lässt. Daneben zeigt Beuchel Demenzkranke und ihre Familien in allen zurzeit angebotenen Betreuungsformen, von der Pflege zu Hause bis zur Demenz WG. Er begleitet eine Frau aus Langenfeld und ihre kranke Mutter.

Er zeigt aber auch den eigenen Vater, der plötzlich Ausfälle zeigt und sich im Rahmen einer so genannten Gedächtnissprechstunde untersuchen lässt. "Es ist entscheidend, früh Untersuchungen machen zu lassen und Symptome wie nächtliche Unruhe nicht einfach hinzunehmen", sagt Beuchel. Am Ende des Films stellt sich heraus, dass sein Vater nicht an der Alterskrankheit leidet. "Eine Riesen-Erleichterung."

Ihm sei es wichtig zu zeigen, dass ein gemeinsames Leben auch dann möglich ist, wenn ein Partner dement ist. "Wenn man mit den Kranken richtig umgeht, hat man noch gemeinsame Lebensfreude."

Und das, obwohl Menschen mit Demenz zu drastischen Reaktionen neigen. "Es kann passieren, dass jemand in ein Stück Butter beißt, die Küche beschmiert und einen Schuh in den Kühlschrank stellt. Es kann auch sein, dass ein Kranker behauptet, bestohlen worden zu sein", sagt Filmemacher Beuchel und mahnt: "Selbst wenn der größte Unsinn behauptet wird. Man muss den Menschen in seiner Welt belassen und darf nie widersprechen."