Flüchtlinge fühlen sich abgezockt
Wochenlang haben Langenfelder bei einer Solinger Firma gratis gearbeitet. Mit der Arbeitserlaubnis kam die Absage.
Langenfeld/Solingen. Sie sind zu sechst und Flüchtlinge. Sie kommen aus dem Irak und dem Libanon und sind zwischen Anfang 20 und Anfang 30 Jahre alt. Sie haben alle dasselbe erlebt, hatten alle dieselbe Hoffnung, erzählen sie. Die Hoffnung auf einen Frieden, und auf einen Job. Den Job haben sie bis jetzt aber nicht bekommen.
Sechs Wochen lang haben die in Langenfeld untergebrachten Flüchtlinge als Praktikanten für das Solinger Unternehmen Ebbtec gearbeitet, erzählen sie. „Die Verträge gingen immer über kurze Zeit, etwa über zwei Wochen“, sagt Mohammad Safwan (22). Ein Praktikums-Vertrag sei auf den nächsten gefolgt. Dazu habe es immer eine Perspektive gegeben. Bei Ebbtec habe es geheißen: Wenn die Arbeitserlaubnis vom Kreis da sei, gebe es einen Arbeitsvertrag und Geld. Dann kam die Arbeitserlaubnis, wenn auch später als erwartet.
Ebbtec sagte dann aber ab. Nach wochenlanger gratis Schicht-Arbeit im August und September mit Arbeitsbeginn um 5 Uhr morgens, Acht-Stunden-Tage, zweimal 15 Minuten Pause im Betrieb, der auf Beschichtung und Lackierung von Oberflächen spezialisiert ist, eine Enttäuschung für die Arbeitssuchenden.
Der Grund für die Absage? Mohammad Safwan, Nabil Ubaid (32), Sajad Albawood (25) Sajni Sarmed (24), Mohammad Hinnawi (21) und Mustafa Aboyousif (30) wissen es nicht. Ebbtec will sich zunächst nicht öffentlich äußern und lässt das Rechtsanwaltsbüro Griesel&Kollegen antworten. In der Antwort heißt es, dass die Mandantin einen Auftrag verloren habe. „Als Konsequenz musste unsere Mandantin fünf beschäftigten Mitarbeitern kündigen; außerdem bestand keine Beschäftigungsmöglichkeit mehr für die Flüchtlinge.“
Claudia John, Arbeitsagentur
Auf die vorstehend dargestellte Entwicklung seien die Flüchtlinge hingewiesen worden. „Gleichzeitig wurde ihnen mitgeteilt, dass sich auf Grund der sich abzeichnenden Entwicklung der Auftragslage eventuell ab dem 1. Februar 2017 die Möglichkeit zu einer weiteren Beschäftigung ergeben könne.“
Die Flüchtlinge fühlen sich betrogen. „Wir wollen arbeiten. Geld verdienen“, sagt Mohammad Safwan. „Ganz egal was.“ Bei der Arbeitsagentur ist der Sachverhalt bekannt. Die Teilnehmer haben die dreimonatige Maßnahme „Förderzentrum für Flüchtlinge“ beim Bildungsträger Wirtschaftsschule Paykowski besucht, heißt es in einer Stellungnahme. Darin seien Betriebspraktika enthalten. „Während der Praktika erhalten die Teilnehmer ihre Sozialleistungen weiter, eine Vergütung durch die Unternehmen erfolgt nicht“, sagt Sprecherin Claudia John
. „In den Maßnahmen können auch mehrere Praktika bei dem gleichen Unternehmen hintereinander erfolgen, wenn — wie auch in diesem Fall — eine gute Einstellungsaussicht besteht, aber noch eine Wartezeit bis zum Vorliegen der Arbeitserlaubnis überbrückt werden muss.“ Nach Vorliegen der Arbeitserlaubnis seien bei der Arbeitsagentur Förderanträge gestellt worden, die auch bewilligt worden wären. „Aus uns nicht näher bekannten betriebsinternen Gründen erfolgte jedoch keine Einstellung bei dem Unternehmen“, bestätigt John. Dies bedauern wir und kümmern uns natürlich weiterhin darum, für die Teilnehmer eine Beschäftigung zu finden.“ Ob so etwas häufiger vorkomme, konnte sie nicht sagen. Darüber gebe es noch keine Statistik.