Freud und Leid an der B 8
Die Sperrung der Düsseldorfer Straße stößt auf ein geteiltes Echo unter den Anliegern.
Langenfeld. Als Guido Piovesan am Montagmorgen vor seinem Firmengelände an der Düsseldorfer Straße stand, traute er seinen Augen kaum.
Soeben hatten die Bauarbeiten an der B8 samt Teilsperrung in Richtung Langenfeld begonnen. Und sein Unternehmen, das Reisemobil- und Caravanzentrum, war auf einmal durch eine Leitplanke von der Außenwelt abgeschnitten.
Piovesan wandte sich sofort an die Bauleitung, die einen Teil der Leitplanke gleich wieder entfernte. Wirklich glücklich sind Piovesan und weitere Anlieger mit der Situation aber dennoch nicht.
"Ich kann generell nicht verstehen, warum man eine nahezu intakte Straße wie die B8 überhaupt renovieren muss. Es gibt andere Straßen, die weitaus schlechter aussehen", sagt Piovesan und schüttelt den Kopf. Weil es bei Straßenarbeiten aber auf den Träger ankomme, weist Dietmar Giesen von Straßen.NRW die Kritik zurück: "Die Straße gehört dem Bund. Deswegen wird sie häufiger in Stand gesetzt als andere, die dem Land oder der Stadt gehören", sagt Giesen.
Dem Restaurant "Il Mulino" hilft das wenig. Vor allem zur Mittagszeit lebt der Italiener fast ausschließlich von Besuchern aus dem Gewerbegebiet Fuhrkamp. Da die direkte Verbindung aber nun gesperrt ist, bleiben die Kunden aus. "Die meisten haben keine Lust, eine kilometerlange Umleitung zu fahren. Bei uns ist gerade fast nichts los", beschreibt Cristina Babbaro, Tochter der Besitzer, die Situation und spricht von "erheblichen Einbußen".
Noch gar nicht sicher, wie es weiter geht, ist Maurice Reich, Mitarbeiter der Zimmerei und Holzhandlung Josef Heider auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Bislang gab es noch keine Probleme. Wenn ab dem 22. November aber die Gegenrichtung gesperrt wird und die Holzhandlung per LKW beliefert wird, könnte es eng werden. Reich: "Wie das dann genau laufen soll, wissen wir auch noch nicht."
Generell fühlen sich die Anwohner nicht richtig informiert. "Meine Eltern haben erst durch einen Gast von der bevorstehenden Sperrung erfahren", sagt Cristina Babbaro. Und auch ihr Nachbar, Wohnwagen-Verkäufer Piovesan, wurde nur kurz durch ein Flugblatt informiert. "Wenn das wirklich so war, ist das natürlich unglücklich", kann Straßen.
NRW-Projektleiter Giesen den Unmut der Anwohner verstehen. Seine Behörde nimmt er aber aus der Schusslinie: "Wir haben rechtzeitig Pressemitteilungen herausgegeben und mit den Tiefbauämtern gesprochen. Die Anwohner zu informieren, ist Sache der Baufirma."
Die wiederum ist sich ebenfalls keiner Schuld bewusst: "Wir haben zwei Mal Handzettel mit allen wichtigen Informationen in alle Briefkästen geworfen", sagt Henrik Voller von TrappInfra aus Wesel.
Völlig verkorkst ist die Situation allerdings für die Paulus-Schule. Die hatte wegen der angekündigten Sperrung der Kreuzung Treibstraße/Weißenstein ihre für Samstag angekündigte KinderTauschbörse abgesagt. Nun ist die Sperrung aber um eine Woche verschoben. Mitgeteilt hat das der Schule niemand. "Jetzt ist es auch zu spät. Wir haben alle ausgeladen und die eigentliche Herbstbörse ins nächste Jahr verlegt", ärgert sich die kommissarische Schulleiterin Maria Böhm.
Ganz anders sieht Anwohner Günter Richards die Situation. Natürlich wünsche er sich nicht "ewig eine Baustelle vor der Tür", aber momentan sei es endlich mal ruhig. "Normalerweise ist das hier fast eine Autobahn, jetzt haben wir keinen Krach mehr vor der Haustür."
Den Stau während der Stoßzeiten haben nun die Anwohner der Umleitungsstraßen.