Gerti Scholten öffnet ihr Igelhotel für Besucher
Seit 13 Jahren päppelt die pensionierte Lehrerin Igel auf. Am Sonntag kann der Große Hof, auf dem sie lebt, besichtigt werden.
Monheim. Ganz fest drücken sich die beiden Igelbabys an den Bauch der menschlichen Igelmama. „Ich tu’ dir doch nichts. Das weißt du doch“, sagt Gerti Scholten, als sie behutsam das Einstreu beiseite streicht und die echte Igelmama etwas anhebt. „Da ist ja der Dritte.“ Zu viert hocken die Stacheltiere in der Box unter einer Wärmelampe, die in der Nacht für eine angenehme Temperatur sorgt.
Es ist gar nicht lange her, da wohnten sie noch in einer Garage in Leichlingen zwischen Autoreifen. „Die Finder haben sie direkt zum Tierarzt gebracht und der hat ihnen den Tipp gegeben sie warm zu halten und schnell zu mir zu bringen“, sagt Scholten. Die menschliche Igelmutter und ihr Igelhotel auf dem Großen Hof an der Hofstraße sind weit über die Grenzen Monheims hinaus bekannt.
Seit 13 Jahren kümmert sich Scholten ehrenamtlich um verletzte, kranke und zu kleine Igel. Dass sie jetzt eine ganze Igelfamilie bekommen hat, ist ein Glücksfall. „Ich muss nichts tun, außer für Wärme sorgen.“ Anders geht es ihr mit Leo, der in der Küche wohnt. 74 Gramm hat er gewogen, als Scholten ihn bekommen hat. „Alle drei Stunden hat er die Flasche bekommen, auch nachts. Das ist dann schon stressig.“
Mit einer Verletzung am Rücken wurde er in der Nähe des Knipprather Waldes gefunden. „Vermutlich hat ein Hund ihn geschnappt.“ Mittlerweile geht es Leo besser, die Wunde versorgt Scholten täglich mit Jod, einer Salbe vom Tierarzt und Antibiotikum. Vor ein paar Tagen hat er das erste Mal Futter bekommen.
Insgesamt hat Scholten derzeit zehn Igel, die im Igelhotel, in der Scheune und im Haus wohnen. Um den Überblick zu behalten, werden die Tiere mit bunten Nagellackpunkten markiert und erhalten eine Karteikarte, auf der auch das Gewicht festgehalten wird. 700 Gramm sollte ein Igel wiegen, um über den Winter zu kommen. Alle Igel, die jetzt zur Welt kommen haben allein keine Chance, die kalte Jahreszeit zu überstehen.
„Der zweite Wurf ist immer gefährdet, denn er wird nicht mehr groß genug,“ sagt Scholten. Eingerichtet hat sie das Igelhotel damals, als Labradorhündin Elfi einen kleinen Igel mitgebracht hat. „Ich habe erst gedacht, es bleibe bei einem kleinen Winterjob.“ Doch schnell hat sich rumgesprochen, dass sie Igelbabys durch den Winter bringen kann. „Im vergangenen Jahr hatte ich 40 Tiere hier.“
Es kommt auch vor, dass ein Igel es nicht schafft und stirbt. „Ich kenne die Vorgeschichte oft nicht und weiß nicht, ob der Igel vielleicht Rattengift gefressen hat. Wenn man sich so viel Mühe mit der Aufzucht gemacht hat, ist das natürlich traurig.“ Doch meistens schaffen es die kleinen Tiere ja doch.
Sobald sie kräftig genug sind, lässt Scholten die Igel wieder frei. „Wenn ich sehe, wie sie fröhlich wegrennen, fällt der Abschied auch gar nicht so schwer.“
Im Herbst geht die pensionierte Lehrerin wieder mit einem Igel in die Schule und besucht die zweiten und dritten Klassen. „Die Kinder freuen sich immer sehr, denn die meisten haben noch nie zuvor einen lebendigen Igel gesehen.“