Graureiher bauen nicht schöne, sondern zweckmäßige Nester
Die Brutstätten sind trotz allem eine runde Sache.
Graureiher haben sich offenbar viel zu erzählen, während sie ihren Nachwuchs ausbrüten. Bei einem Spaziergang durch die Urdenbacher Kämpe ist das mitunter laute Klappern der gefiederten Gesellen derzeit unüberhörbar. Zwölf Paare nisten alleine in einer Pappelreihe an der Stadtgrenze zu Düsseldorf. Sie bauen ihre Nester vorzugsweise in den Baumkronen, wo viele Misteln zu finden sind. Mit einem Fernglas sind die Reiherfamilien gut zu sehen.
Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel, beobachtet die Vögel regelmäßig. „Am Altrhein scheint sich inzwischen eine zweite Kolonie zu bilden“, freut sich die Biologin. „Der Nestbau beginnt meist im März und Mitte April schlüpfen die ersten Küken.“ Spätestens dann können Vogelkundler und Naturbegeisterte die Graureiher auch bei der Jagd erleben. „Die Umgebung bietet den Tieren einen idealen Lebensraum.“
Die Futterbeschaffung der Vögel verläuft zunächst relativ unspektakulär. Reiher jagen, indem sie sich möglichst wenig bewegen. Sie stehen auf einer Wiese und warten auf Mäuse oder Frösche. Auch in flachen Gewässern können sie bisweilen bewegungslos ausharren, bis sich ein Fisch als Beute anbietet. „Dann folgt allerdings ein blitzschneller Zugriff“, sagt Löpke.
Für die Jagd der Vögel bietet die Baumberger Aue beste Voraussetzungen. Es gibt Weiden mit kurzem Bewuchs, in dem Beutetiere gut erkennbar sind. Die flachen Gewässer bieten zudem reichlich Fische und auch der ein oder andere Gartenteich ist in der näheren Umgebung. „Die Vorliebe für Goldfische oder gar Kois hat Graureiher bei vielen Hausbesitzern nicht gerade beliebt gemacht“, weiß Löpke.
Außerdem wären da noch die hohen Pappeln in der Umgebung, die für den Nestbau gute Bedingungen bieten. Die bevorzugt sehr hoch gelegenen Horste sind nicht unbedingt die schönsten ihrer Art. Aber sie erfüllen ihren Zweck. Meist liegen drei bis fünf Eier in den den Nestern, die in der Regel nicht besonders stabil wirken. Gebrütet wird knapp 30 Tage. Ornithologen gehen davon aus, dass der eher unvollendet wirkende Nestbau darauf zurückzuführen ist, dass Reiher vor nicht allzu langer Zeit noch am Boden brüteten. Das Nistmaterial wird meist von den Männchen gesammelt. Am Bau sind beide Elternteile beteiligt — ebenso wie bei der Fütterung.
Im Rahmen des Projektes „Auenblicke“ wurden zwölf Informationstafeln installiert, die Hörerlebnisse via Handy liefern — auch über die Graureiherkolonie gibt es viel zu erfahren.