Händler verkaufen weniger Diesel-Autos
Der jahrelang favorisierte „Diesel“ ist wegen Skandalen ins Zwielicht geraten.
Langenfeld/Monheim. „Drohendes Diesel-Fahrverbot in München“, lautete die letzte Meldung in der Diskussion um automobilabhängige Schadstoffe. Seit die Betrügereien einzelner deutscher Fahrzeughersteller bei den Emissionsmessungen bekannt wurden, und die Feinstaubmessungen in den Städten dauerhaft kritische Werte erreichen, ist vor allem der jahrelang favorisierte „Diesel“ ins Zwielicht geraten. „Euronorm, Wertverlust, Nachrüstung, Kohlendioxid (CO2), Stickoxide (NOx)“ gehören für die Autoverkäufer heute zum Verkaufsgespräch wie früher die technischen Neuheiten beim Sonderzubehör. „Die Kunden sind verunsichert“, bestätigt Wolfgang Grafweg, Verkaufsleiter bei Mercedes-Marleaux, „auch durch die widersprüchlichen Aussagen aus dem politischen Raum, heute hüh…, morgen hott…“. Der Anteil der Benziner bei den Verkäufen steigt seitdem, von rund 60 auf fast 80 Prozent.
Markus Keller vom VW/Audi-Autohaus Schnitzler befürchtet, dass die Unklarheiten bis nach der Bundestagswahl bestehen bleiben. Auch bei Schnitzler in Langenfeld und Hilden sind bei gleichbleibenden Verkaufszahlen vermehrt Benziner gefragt, „besonders bei Privatkunden“, aber auch Elektromobile würden interessanter. Bei BMW Brandenburg in D-Garath stellt Verkaufsleiter Hans-Jürgen Sassen klar: „Es gibt bis heute keine Verbote, keine Pflicht zur Nachrüstung.“ Für ihn ist der Diesel weiterhin unverzichtbar, wenn die politisch gewollte CO2- Reduzierung gelingen soll. „Moderne Diesel-Autos haben eine bessere CO2-Bilanz als vergleichbare Benziner“. Senkt man beispielsweise den CO2-Ausstoß beim Benziner, emittieren diese Motoren plötzlich Unmengen an Feinstaub. Die Diesel-Diskussion hat bei den genannten Händlern noch keine Auswirkungen auf die Preise für Neufahrzeuge, und die meisten Dieselmodelle sind auch als „Gebrauchte“ fast preisstabil.
Die an einer Tankstelle befragten Diesel-Fahrer sahen überwiegend das Risiko, einen Wertverlust zu erleiden, und viele wollten „nicht noch einmal einen Diesel kaufen“. Rainer Herold etwa fährt einen BMW 320d aus 2007 mit inzwischen 150 000 Kilometern, und der Dieselskandal „macht ihn wütend und er fühlt sich betrogen“. Der überzeugte Diesel-Fahrer erwartet, dass die Kosten einer Nachrüstung von den Herstellern übernommen werden. Als Zweitwagen behält er sicherheitshalber einen kleinen Renault-Benziner. Trotz seiner 60 000 Kilometer Jahresleistung will Bernd G. seinen Diesel-Daimler E-Klasse bald loswerden.