Harte Zeiten für Monheimer Pendler
30 Minuten für einen Kilometer sind morgens auf der Opladener Straße keine Seltenheit. Und das wird auch noch eine Weile so bleiben.
Langenfeld/ Monheim. Auto, an Auto, an Auto. Linienbusse der Bahnen der Stadt Monheim, Kleinlaster. Dann wieder Autos. Es sind Hunderte Fahrzeuge, die sich morgens im Schritttempo über die Opladener Straße nach Monheim quälen. Am späten Nachmittag beziehungsweise frühen Abend dann dasselbe zurück.
Sarah F. schreibt bei Facebook, sie fahre jeden Tag im Berufsverkehr von Solingen bis Monheim ins Berliner Viertel: „Ich brauche von der Autobahn dorthin morgens minimum 30 Minuten, normal sind knapp zehn.“
Auch ein Problem auf der Strecke, und zwar für Leute, die zwischen Langenfeld und Monheim pendeln: Die Ampeln an der Autobahn-Anschlussstelle sind so geschaltet, dass vorrangig Verkehr von der Autobahn abfließt. Nicht selten stauen sich von der Autobahn abfahrende Autos auf der Kreuzung. Bevor auf der Opladener Straße wartende Autos über die Ampel fahren können, müssen dann erst noch von der Autobahn kommenden Autos von der Kreuzung runter — und dann ist für die anderen auch schon wieder rot. Andreas Apsel, Fachbereichsleiter Bauwesen bei der Stadt Monheim, nennt die Schaltung dieser Ampeln gar „altertümlich“.
An Tagen wie nach Sturm Friederike, wenn plötzlich keine Bahnen der DB mehr fahren, oder auch an regnerischen Tagen, wenn Leute lieber Auto statt Bus und Bahn fahren, erreicht der Stau an der Abfahrt dann schon mal weitere Eskalationsstufen. Da gibt es Gehupe und genervte Lasterfahrer, die auf der A 59-Abfahrt wenden und wieder auf die Autobahn auffahren.
Die Städte wissen um den Stau auf der Opladener Straße. Um einen Verkehrskollaps zu verhindern, will Monheim die Opladener Straße für neun bis elf Millionen Euro ausbauen. Ein gigantisches Projekt. Bauzeit: geschätzte 30 Monate. Start: 2020. Fertigstellung: voraussichtlich Ende 2022. Die Frage ist aber: Gibt es jetzt Stau bis 2022? Die Antwort ist: Jein. Was sich ändert oder sich ändern könnte — und wann:
Die Opladener Straße ist eine der Hauptzufahrten nach Monheim. Zwischen 22 000 bis 24 000 Fahrzeuge sind dort täglich unterwegs. Das Überraschende: Entgegen der Annahme vieler, sind es nicht mehr Autos geworden, die dort langfahren, sagt Apsel. Warum gibt es dann Stau, den es vor zehn Jahren so nicht ab?
Eine Antwort gibt ein Verkehrs-Gutachten: Darin steht, Autofahrer lassen im Stau auf der Opladener Straße zu große Lücken. Apsel sagt, zwischen Autos seien zum Teil 50 bis 80 Meter Platz; etwa 300 Meter würden so im Schnitt auf der Strecke zwischen Autobahn und Monheim vergeudet. Im Gutachten heißt es: Deshalb schafften es dann im Vergleichszeitraum statt 1000 nur 800 Autos über die Ampel. Die Folge: noch mehr Stau. Autofahrer müssen Lücken schließen, dann geht es für alle schneller.
Die Zuständigkeit für die Ampelschaltung an der Autobahn liegt beim Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen. Die Stadt Monheim will auf Grundlage eines weiteren Gutachtens Gespräche für eine Änderung der Schaltung führen, sagt Apsel. Die Stadt Langenfeld sei auch dafür.
Die Anschlussstelle Hitdorf im Autobahnkreuz Monheim-Süd ist für den Bau eines Kreisverkehrs im Autobahnkreuz gesperrt. Der Verkehr wird auch über Monheim abgeleitet. Diese Autos dürften wieder wegfallen, wenn der Kreisel in etwa 2,5 Monaten fertig ist.
Die A 542 sollte eigentlich längst wieder freigegeben sein. Weil sich während der Arbeiten herausstellte, dass nicht nur die Fahrbahn saniert werden muss, sondern auch Brücken erneuert, ist die Baustelle im Verzug. Seit mehr als einem Jahr gibt es Einschränkungen, die sich auf die Opladener Straße auswirken. Die gute Nachricht: Der Landesbetrieb will die Weiterfahrt auf die A 3 Richtung Frankfurt kurzfristig über ein Provisorium ermöglichen; allerdings vermutlich wegen des nassen Wetters nicht mehr im Januar, sondern wohl doch erst im Februar. „Der komplette Untergrund ist wassergesättigt“, sagt Sabrina Kieback von Straßen NRW.
Richtung Oberhausen lasse die Baustelle auf der A 3 aber noch keine Verflechtung zu; das sei voraussichtlich erst im Mai der Fall. Über Möglichkeiten einer früheren Freigabe der Richtung spricht der Landesbetrieb mit den Städten, Polizei, Bezirksregierung und Co heute noch einmal.
Die Stadt Monheim will den Nahverkehr ausbauen und auch mehr Busse zur S-Bahn fahren lassen — ab Dezember fährt dann alle zehn Minuten ein Bus von Monheim zur S-Bahn. Wenn viele Bahnfahrer dann das Auto zu Hause lassen, statt es an der S-Bahn zu parken, gibt es weniger Verkehr auf der Opladener Straße.
Wie der Verkehr ab 2022 auf der Opladener Straße fließen soll, kann man sich bei Youtube anschauen. Dort zeigt ein Video, das die Stadt Monheim hochgeladen hat, was das Ingenieurbüro geplant hat. In der Animation sieht man Autos zwischen den Städten, auf die Autobahn rauf und runter fahren. Mal sind es mehr Autos, mal sind es weniger. Mal fahren sie langsam, mal schnell. Aber nie stauen sie sich.
youtube.com/watch?v=voxpJBIGRu8