Haus Graven: Geschichte vor der Haustür
Mit vielen Anekdoten und interessanten Erinnerungen führte Annelies Rejek rund ums Haus Graven.
Langenfeld. Ohne die erklärenden Worte von Annelies Rejek wären die Teilnehmer der Führung wohl an den unscheinbaren Hügeln vorbeigelaufen, die sich im Wald verstecken. Von der Wasserburg Haus Graven geht es los, um die Überreste der Motte „Schwanenmühle“ zu besichtigen, eine Erdhügelburg aus dem zehnten oder elften Jahrhundert. Annelies Rejek zeigt auf den Haupthügel und die ihn umgebenden Gräben und erzählt, dass es sich dabei um die besterhaltenen Überreste einer Motte im Niederwupperbereich handelt. Interessiert stellen die Teilnehmer viele Fragen — ganz genau wollen sie alles wissen. Kein Problem für Annelies Rejek. Ihr geht der Gesprächsstoff nicht aus, voller Begeisterung erzählt sie von der Wiescheider Siedlungsgeschichte.
Die Teilnehmer des historischen Rundgangs, der von der VHS in Zusammenarbeit mit dem Förderverein „Wasserburg Haus Graven“ vier- bis sechsmal im Jahr angeboten wird, sind sich einig. Es ist viel schöner, alles vor Ort erklärt zu bekommen, als dicke Geschichtsbücher zu wälzen. Für die meisten ist die Gegend rund um die Wasserburg zwar kein unbekanntes Terrain, doch sehen sie sie nach der Führung mit anderen Augen. „Als Kinder haben wir hier früher immer verstecken gespielt“, erinnert sich Leonore Buschkamp. „Jetzt weiß ich ja, wo wir uns früher so rumgetrieben haben“, sagt sie. Auch Ilona Schmidt freut sich über den gelungenen Nachmittag: „Wir sind hier schon so oft mit dem Rad dran vorbei gefahren. Ich habe mich richtig gefreut, als ich von der Führung gelesen habe.“
Besonders interessant wird es, als Annelies Rejek erklärt, wie die Motte und die nahe gelegene alte Mühle, die heute als Ausflugslokal genutzt wird, zu ihrem Namen gekommen sind. „Schwanenmühle, das hat auf keinen Fall etwas mit den schönen weißen Vögeln zu tun. Dieser Platz hier ist damals durch das Schwenden gerodet worden. Die Wurzelstöcke der gefällten Bäume wurden angezündet und verschwanden langsam in Rauchschwaden in der Erde. Durch Sprachwandel wurde ’Schwaden’ zu ’Schwanen’.“
In dreckigen Stiefeln geht es zurück zum Haus Graven. Hier werden Dokumente zur Wasserburg sowie den umliegenden historischen Plätzen gezeigt, die vor allem die Bedeutung der Wasserburg für die geschichtliche Entwicklung der Region darstellen.
Bis zum Jahr 2010 wurde Haus Graven privat genutzt. Von 2005 bis 2008 haben die Besitzer das Gebäude und die Außenanlagen unter Beachtung des Denkmalschutzes aufwendig sanieren und restaurieren lassen. Heute steht das Anwesen zur kulturellen Nutzung allen zur Verfügung. Es werden Ausstellungen, Konzerte oder Lesungen veranstaltet, die Wasserburg kann zu privaten Feiern oder Tagungen samt Catering angemietet werden, und im Café „Burgstube“ können Besucher Café-Spezialitäten und kleine Speisen genießen. Wer es ganz besonders romantisch mag, der kann sich im Roten Salon der Wasserburg Haus Graven sogar standesamtlich trauen lassen.