Abschied vom "Zollhäuschen": Edith verlässt ihr Revier
Die Wirtin des „Zollhäuschens“ verabschiedet sich nach 47 Jahren in den Ruhestand. Der Abschied fällt nicht leicht.
Monheim. Wenn Edith Jenschewski am Dienastagabend zum letzten Mal als Wirtin hinter der Theke des „Zollhäuschens“ steht, dann geht nicht nur in Monheims kleinster Kneipe eine Ära zu Ende.
Nach 47 Jahren verabschiedet sich eine Wirtin in den Ruhestand, die mit ihrem im April 2011 verstorbenen Mann Klaus Gastronomie-Geschichte geschrieben hat. Ob „Hochhaus-Stuben“, „City-Bar“, „Pub Club 28“ oder die Gastronomie im Reiterhof „Gut Blee“ — wo die Jenschewskis hinter der Theke standen, da kamen die Gäste gerne und zahlreich.
In den „Hochhaus-Stuben“ an der Neustraße hat Edith Jenschewski 1965 angefangen — mit drei kleinen Töchtern und Unterstützung vom Vater. Edith Jenschewski bewies ein glückliches Händchen im Umgang mit den Gästen, und die Kneipe am damaligen Busbahnhof entwickelte sich zu einem festen Treffpunkt für viele Stammgäste. Nach zwei Jahren stieg Ehemann Klaus mit in die Gaststätte ein.
„Es war immer was los und wir haben so viel gefeiert“, erinnert sich die 74-Jährige. Bis morgens um fünf Uhr blieben die Gäste selbst unter der Woche. Zu fortgeschrittener Stunde wurde auch auf Tischen und der Theke getanzt. „Viele schwärmen noch heute von den alten Zeiten“, sagt sie.
Insgesamt zehn Jahre standen die Wirtsleute dort hinter dem Tresen. 1975 eröffnete Klaus Jenschewski im gleichen Gebäudekomplex die „City-Bar“. In der Disco traten sogar Marianne Rosenberg, Jürgen Drews und Bernhard Brink auf. Die „City-Bar“ gab er nach zehn Jahren ab.
Ein neues Projekt hatten die Wirtsleute aber bereits 1976 gestartet: In der ehemaligen Milchbar an der Ecke Turmstraße/Freiheit hatten sie ein Pub nach englischem Vorbild eröffnet. Das Inventar stammte von der britischen Insel und allein die Umbauarbeiten haben mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis alles perfekt war. Da das Gebäude die Hausnummer 28 trug, wurde daraus kurzerhand der „Pub-Club 28“.
Zünftig gefeiert wurde auch dort. Bis vier Uhr morgens gab es Steaks vom Holzkohlegrill, und die selbstgemachten Zwiebel- und Gulaschsuppen sind legendär. Selbst der damalige Chefkoch der Fußballnationalmannschaft, Hans Georg Damke, ließ es sich bei seinen Besuchen in Monheim im „Pub-Club 28“ schmecken.
Bis August 1987 leitete Edith Jenschewski das Pub. Parallel dazu hatte Klaus Jenschewski bereits 1985 die Gastronomie im Reiterhof Gut Blee am Heilerberg übernommen. 1988 stieg Edith mit ein, 1999 gab Klaus Jenschewski die Gaststätte aus gesundheitlichen Gründen ab. Ein Jahr waren die beiden dann Zu Hause. Doch Edith Jenschewski hatte keine Ruhe, pachtete kurzerhand das „Zollhäuschen“ und eröffnete es am 1. Februar 2000. Aus den ursprünglich geplanten zwei Jahren wurden mehr als zwölf.
Am 20. November wird sie 75 Jahre alt. Jetzt ist es Zeit für den Ruhestand — auch wenn der Abschied schwerfällt. Mit Pascal Lütz, Inhaber des „Biergartens zur Altstadt“, ist ein Nachfolger gefunden. „Das Häuschen kommt in gute Hände“, sagt Edith Jenschewski. „Und wenn Hilfe gebraucht wird, bin ich da. Ich werde nicht ganz verschwinden.“ Nur ihren 75. Geburtstag, den wird sie fern der Heimat feiern — auf Fuerteventura.