Heiner Müller-Krumbhaar: Der „Macher“ der Piwipp
Heiner Müller-Krumbhaar ist der Professor von nebenan und aus dem Stadtleben nicht mehr wegzudenken. Dabei war es ein Zufall, der ihn nach Monheim führte.
Monheim. Studium der Theoretischen Physik, Promotion, IBM-Forschungslaboratorium Zürich, University Pittsburgh, Ruf als Professor nach Hannover. . . Es ist eine wissenschaftliche Bilderbuchkarriere, auf die der heute 69 Jahre alte Heiner Müller-Krumbhaar zurückblicken kann. Lebensfroh ist er. „Ich passe gut ins Rheinland“, sagt der Wahl-Monheimer. Dabei sah es in seinem Leben anfangs nicht so aus, als ob Heiner Müller-Krumbhaar je in hiesige Gefilde kommen würde.
„Als Student habe ich noch gedacht: Nördlich der Mainlinie kann man gar nicht leben“, erinnert er sich. Dann wurde er 1981 Institutsdirektor am Forschungszentrum in Jülich, parallel Professor an der Hochschule Aachen. Der Rhein rückte näher. Schließlich lernte Heiner Müller-Krumbhaar 1984 bei einer Lesung von Martin Walser in Aachen Hildegard Peters kennen. 1988 heiratete er sie — und damit auch ein Stück Monheim, in das er später zog.
Denn Hildegard Peters ist die Tochter von Hans Kurt Peters. Der wiederum war eine treibende Kraft im Monheimer Brauchtum. Heimatbund, Deusser-Haus — Hans Kurt Peters ist von diesen Dingen nicht zu trennen. Und so kommt es, dass der in Ravensburg aufgewachsene Heiner Müller-Krumbhaar, der in München studierte, urplötzlich ein echter Kenner Monheims wurde. „Mein Schwiegervater hat mir viel erzählt“, sagt er.
Der Schwiegervater war es auch, der bei Heiner Müller-Krumbhaar etwas auslöste, wofür ihm heute viele Monheimer dankbar sind. Sie gingen am Rhein spazieren. Er fragte den Schwiegervater, was das auf der anderen Flussseite für ein Gebäude sei. „Ein Ausflugslokal“, war die Antwort. Auf die Frage, wie man dahin komme, sagte der Schwiegervater: „Gar nicht mehr. Die Piwipp fährt schon lange nicht mehr.“ Heiner Müller-Krumbhaar dachte: „Schade!“
„Was willst du eigentlich machen, wenn du Rentner bist“, fragte seine Frau Jahre später halb scherzhaft. Ebenfalls nicht ganz ernst kam die Antwort: „Das Bötchen wieder fahren lassen.“ Die Idee setzte sich fest. Der Professor für Theoretische Physik agierte ziemlich praktisch.
2009 nahm er Kontakt zum Wasser- und Schifffahrtsamt in Köln auf. „Kompliziert, aber nicht unmöglich“, dachte er anschließend. Schon halb im Urlaub schrieb er noch schnell einen entsprechend positiven Brief an Kumpel Emil Drösser. „Als ich zwei Wochen später wieder nach Monheim kam, wusste es schon die halbe Stadt“, erinnert er sich.
Wenn Heiner Müller- Krumbhaar heute am Rhein sitzt, dann lächert er in Richtung Piwipp. „Was ich an Monheim besonders mag: Die Menschen hier haben so viel positive Energie“, sagt er. Tatsächlich wurde im April 2010 der Verein „Piwipper Böötchen“ gegründet. Nur zweieinhalb Jahre später wurde das Schiff getauft. Nicht weniger als 250 000 Euro kamen an Spenden zusammen. Bis heute wurden mehr als 15 000 Menschen übergesetzt. 30 Ehrenamtler als Fährhelfer und die beiden Schiffsführer machen es möglich. „Wir haben hier wirklich was geschafft“, freut sich der 69-Jährige.