Helmholtz-Gymnasium in Hilden: 100 Jahre Schulgeschichte(n)
Weltkriege und Geldmangel konnten die Bildungseinrichtung nicht in die Knie zwingen.
Hilden. Der erste Versuch, eine höhere Schule in Hilden zu etablieren, scheiterte. Im Juli 1870 wurde die städtische höhere Knaben-Schule eröffnet - bereits 1896 wurde sie wieder aufgelöst. 1911 hieß es in einer Festschrift der Stadt: "Die Hoffnungen an die Schule erfüllten sich nicht." Der nächste Hoffnungsträger sollte beständiger sein.
Am 13.April 1910 nahm an der Schulstraße eine städtische Realschule den Betrieb auf. 100 Jahre später gibt es sie noch immer, wenn auch mit verändertem Standort und Namen: Das heutige Helmholtz-Gymnasium am Holterhöfchen ist der Nachfolger.
Der runde Geburtstag wird im September mit einer Projektwoche, einer Ausstellung und einer Jubiläumsfeier gewürdigt.
Eine Klasse mit 27 Schülern musste sich vor 100 Jahren noch mit einem Raum in der evangelischen Volksschule an der Schulstraße begnügen. Der Oberlehrer und Schulleiter hieß Dr. Heinrich Pfennig aus Solingen. Erst 1915 bekam die städtische Realschule ihr eigenes Gebäude an der Gerresheimer Straße.
Doch schnell ging die neu gewonnene Freiheit wieder verloren, der Erste Weltkrieg erschütterte auch das Hildener Schulleben. Zunächst reagierten die jungen Hildener auf das Weltgeschehen mit patriotischer Entschlossenheit.
Leiter Pfennig schrieb: "Die ungeheure nationale Begeisterung der ersten Kriegstage lebte noch ungeschwächt in den Schülern, die nach den Herbstferien mit dem festen Vorsatz zurückkehrten, trotz ihrer Jugend zu Deutschlands Schutz und Ehre beizutragen."
Die Folgen des Kriegs waren jedoch wenig heroisch. Vom 17. Dezember 1918 bis zum 31.Oktober 1919 wurde das Gebäude von englischen Besatzern beschlagnahmt. Die Soldaten hatten wenig Verständnis für den laufenden Schulbetrieb.
Der Unterricht fand unter anderem im Betsaal einer Sekte an der Südstraße statt. Heinrich Pfennig beklagte: "Lehrer und Schüler wurden durch unhygienische Verhältnisse geschädigt. Etwa, wenn die nasse Kleidung von 60 Sextanern in dem Betsaal mit qualmenden Kanonenofen die Luft verdarb."
1920 wurde die Rückkehr an die Gerresheimer Straße möglich. Allerdings war das Gebäude in einem furchtbaren Zustand. Es fehlten unter anderem 162 Bände aus der Bücherei und 100 Sportgeräte aus der Turnhalle.
Sogar Tafeln, Tische und Schränke waren verschwunden. Trotzdem wurde ein Neuanfang geschafft. Nachdem die Genehmigung zur "Oberrealschule" erteilt war, konnten 1926 die ersten Schüler einen Abgang mit Abitur absolvieren. 14 schafften es.
Im Nationalsozialismus lebte die Schule auf - zumindest sah es so der Schulleiter. Er schrieb 1935: "Es ist selbstverständlich, dass die Schule ein neues Gesicht bekam. Mit neuen Fahnen und den vielen neuen Uniformen zog zugleich ein neuer Geist ein."
Das "neu gewonnene Rassenbewusstsein" habe "eine straffe Führung, Kameradschaft im soldatischen Sinne und eine Verbundenheit mit Blut und Boden" hervorgebracht. In Wirklichkeit brachte die NS-Zeit der Schule Tod und Schrecken. Über 100 Schüler und Lehrer starben.
Für zerstörte Unterrichtsmaterialien gab es bis 1949 keinen Ersatz. Erst als ein Fabrikant 10000 Mark spendete, ging es für die Helmholtz-Schule wieder aufwärts. Sein Name ist wohlbekannt in der Stadt: Walter Wiederhold, Vater der späteren Bürgermeisterin Ellen Wiederhold.