Langenfeld Herrchen sollte draußen bleiben

Langenfeld. · Auch in Tierarztpraxen hat sich der Betrieb während der Corona-Krise verändert, um Ansteckungen zu vermeiden.

Die Tierarztpraxis von Gunhild Cardeneo hat geöffnet. Wichtig ist aber auch dort: Abstand halten.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Als der Hund Daisy zum verhängnisvollen Sprint im unwegsamen Gelände ansetzte und sich eine böse Zerrung holte, hatte er sich vorausschauenderweise keine Gedanken über Corona und Kontaktsperre gemacht. Unter Schmerzenslauten und hinkend musste er zum Tierarzt gebracht werden. Und zwar sofort. In diesem Fall zur Tierarztpraxis von Gunhilt Cardeneo an der Akazienallee in Langenfeld, die an diesem Nachmittag Notdienst hatte. Wie die Humanmediziner haben in Zeiten von Corona auch die Tierärzte geöffnet. „Die tierärztliche Versorgung muss unbedingt erhalten bleiben“, sagt Nicole Westkämper-Malettke von der Tierarztpraxis in Langenfeld an der Gladbacher Straße. Man folge damit den Anweisungen der Tierärztekammer, die am Montag ein Schreiben verschickt habe. Die Veterinäre sollen sich allerdings auf die flächendeckende Notfallversorgung von Haustieren beschränken solle.

Doch was ist beim Tier ein Notfall? „Durchfall, Verletzungen, Verweigerung der Nahrungsaufnahme – das alles auf jeden Fall“, sagt Cardeneo. Da unsere vierbeinigen Hausgenossen nicht reden können, fällt die Unterscheidung zwischen schlimm und nicht so schlimm schwer. „Letztlich kann nur der Arzt entscheiden, was ein Notfall ist. Und nicht immer funktioniert da die Telefondiagnose“, sagt Cardeneo, die im Juli vergangenen Jahres die Tierarztpraxis am Katzberg übernommen hat. Westkämper-Malettke weist darauf hin, dass ein plötzlicher Knubbel am Hals des Lieblings ein ganz ungefährlicher Pickel sein könne, aber auch eine Krebsgeschwulst, deren Behandlung in ein paar Monaten eventuell zu spät ist. „In vielen Fällen müssen wir einen Blick auf das Tier werfen.“

Behandlung ist nur nach Terminvergabe möglich

Eine offene Sprechstunde gibt es derzeit in keiner Tierarzt-Praxis in Langenfeld, wohl aber Termine nach Absprache. Mit vier Ärzten und zwei Wartezimmern ist die Praxis am Katzberg gut ausgestattet. „Wir vergeben Termine im Viertelstunden-Takt mit jeweils zwei Ärzten, so dass jeder Tierbesitzer ein Wartezimmer für sich allein hat und man mindestens drei Meter voneinander entfernt sitzt“, sagt Cardeneo. Es versteht sich von selbst, dass in Zeiten der Ansteckungsgefahr der kranke Kater Pino nur ein Familienmitglied zur Verstärkung mitbringen darf und nicht wie sonst die ganze Familie.

Wer wie Daisy ein Notfall ohne vorherige Anmeldung ist, muss mit Frauchen draußen auf der Bank oder im Auto warten und wird an der Tür in medizinische Obhut übergeben. Mit in den Behandlungsraum dürfen die Tierbesitzer nicht. „Das verkraften die Patienten meist besser als man glaubt“, sagt Westkämper-Malettke. Wenn es möglich ist, wird in manchen Praxen das Fenster zum Behandlungsraum geöffnet und Frauchen oder Herrchen dürfen dem Vierbeiner von draußen aus sicherer Entfernung Mut machen.

Es geht halt alles ein bisschen langsamer. „Wir haben heute weniger Kapazität für viele Patienten und brauchen pro Tier eine halbe statt eine viertel Stunde für die Behandlung, aber wir kommen zurecht“, sagt Cardeneo. Mitunter arbeiten alle Ärzte ein bisschen länger in den Abend hinein. Check-up und turnusmäßige Impfungen werden in der Regel erst mal hintenan gestellt. Über notwendige Impfungen wird noch diskutiert.

Bei Westkämper-Malettke dürfen maximal zwei Personen mit jeweils einem Tier ins Wartezimmer. Lieber ist es ihr aber, man macht noch einen kurzen Spaziergang, bis es soweit ist, oder setzt sich ins Auto und wird dann per Handy hereingerufen. Angst vor Ansteckung hat die Tierärztin nicht. „Wir halten alle Abstand, öffnen Türen nur selbst und desinfizieren permanent die Klinken.“

Der Aufenthalt wird überall so kurz wie möglich gehalten. Medikamente sollen telefonisch vorbestellt werden, zum Beispiel in der Tierarztpraxis von Dr. Laura Braun an der Johannesstraße. Sie werden dann am Fenster in angemessener Entfernung überreicht. Gezahlt werden kann meistens per Überweisung.