Hilden: Die Partner-Suche bei den Stadtwerken ist eröffnet
Gesellschafterversammlung hat sich mit großer Mehrheit für einen Verkauf von 49,9 Prozent der Anteile ausgesprochen.
Hilden. Im April 2008 wird über die Zukunft der Stadtwerke entschieden. Nachdem die Gesellschafterversammlung mit großer Mehrheit (zwei Gegenstimmen, vier Enthaltungen) die Suche nach einem strategischen Partner eröffnet hat, wird jetzt ein "Interessenbekundungsverfahren" gestartet: Die Stadt gibt öffentlich bekannt, 49,9 Prozent ihrer Anteile verkaufen zu wollen. Danach folgt das "Bieterverfahren": Alle Angebote werden sondiert und mit den Interessenten verhandelt.
Beschlossen wurde laut Bürgermeister Günter Scheib zudem, bei den Verhandlungen die Prioritätenliste des Betriebsrats zu berücksichtigen. Die Liste enthält unter anderem die Forderungen nach einer Arbeitsplatzgarantie für alle Mitarbeiter (mit den bestehenden Tarifverträgen), die Beibehaltung der Ausbildungsquote (acht bis zehn Prozent) sowie den Erhalt des Standortes.
Finanzinvestoren seien unerwünscht, gesucht werde ein Partner aus der Branche "mit kommunalem Hintergrund". Einen Wunschpartner gibt es nicht. Möglich wären etwa die Düsseldorfer Stadtwerke, mit denen es eine gemeinsame Netz-Gesellschaft gibt. Auch Solingen könnte einsteigen. Mit deren Stadtwerke wird bei der Beschaffung und beim Wasserwerk kooperiert.
"Wir sind nicht gezwungen, jeden zu nehmen", sagt Scheib, "denn die Stadtwerke sind ein florierendes Unternehmen, von dem die Stadt seit Jahren profitiert." Deshalb könne für diese "hübsche Braut" aus einer starken Position heraus nach einem Bräutigam gesucht werden. 3,5Millionen Euro tragen die Stadtwerke zurzeit zum städtischen Haushalt bei, "aber diese Zahlen werden durch die Liberalisierung des Energiemarktes nicht zu halten sein", sagt Scheib. Deshalb sei es ratsam, zu verhandeln, wenn noch Bedingungen gestellt werden können. Etwa nach einem Vorkaufsrecht, falls der Partner seine Anteile wieder verkaufen möchte. Oder der Haftungsausschluss für den Fall, dass der Partner wirtschaftliche Probleme bekommt.
Wichtig ist natürlich auch der Preis. In der Eröffnungsbilanz zum Haushalt 2007 tauchen die Stadtwerke mit 16 Millionen Euro auf, "der Marktwert liegt aber weit darüber", so Scheib. Wie hoch die Einnahmen auch sein mögen, sie sollen nicht in den städtischen Haushalt fließen. Überlegt wird, damit eine Stiftung zu gründen. Die könnte langfristig die Defizite der beiden Bäder (drei Millionen Euro), Verkehrs- und Grundstücksgesellschaft (jeweils 700000Euro) abdecken, die über den Hildener Anteil am Erlös hinausgehen.
Mitarbeiter: 150, davon 30 in der Bäderabteilung
Kunden: rund 30000
Umsatz: 65 Millionen Euro im laufenden Jahr in den Bereichen Strom, Gas, Wasser, Bäder, Verkehrs- und Grundstücksgesellschaft
Konzessionsabgabe: 3,7 Millionen Euro an die Stadt Hilden im laufenden Jahr
Wert: 16 Millionen Euro laut Eröffnungsbilanz für den städtischen Haushalt 2007; der tatsächliche Marktwert liegt allerdings deutlich höher