Monheim: Schluss mit dem Amtsdeutsch
Monheim will mit Hilfe der Ruhr-Uni Bochum sprachliche Stolpersteine aus offiziellen Schreiben wegräumen.
Monheim. Das "Unwort des Jahres" wird in diesen Tagen wieder gesucht. Im jüngsten Schreiben vom Amt wird man womöglich fündig. Wer schon einmal einen Bauantrag ausfüllen musste oder einen Förderbescheid aus dem Rathaus erhielt, kennt sicher einige Vorschläge. Monheim hat dem Amtsdeutsch nun den Kampf angesagt. Seit zwei Wochen ist die Stadtverwaltung Teil des Projektes "Idema" der Ruhr-Uni Bochum. Dessen Erzfeinde sind Schachtelsätze, Wortungetüme und deplatzierte hochtrabende Begriffe.
Für Anton Weber aus dem Personalservice der Verwaltung sind die Ziele klar: "Der Bürger soll zufriedener, die Kommunikation weniger kompliziert sein." Schließlich koste es unnötig Zeit und Geld, wenn Menschen ihren Bescheid falsch oder gar nicht verstehen und nachfragen müssen. Michaela Blaha, Germanistin und Projektleiterin an der Ruhr-Uni, ergänzt: "Es geht auch um den Stil. Verständliche Briefe sind auch leichter zu akzeptieren." Die Verwaltung werde so sympathischer.
In den kommenden Wochen werden "mehrere hundert Formulare" aus den neun Verwaltungsbereichen auf sprachliche Stolpersteine überprüft. Ein Team aus Germanisten, Juristen und Verwaltungsexperten macht Verbesserungsvorschläge und pflegt diese in eine Online-Datenbank ein. Sie enthält aktuell rund 200 Textbausteine und 70komplette Formulare. Darauf haben alle teilnehmenden Kommunen - derzeit sind es bundesweit 20 - Zugriff. Monheim ist vorerst bis Mai 2008 beteiligt und zahlt 4000Euro.
Erste Rückmeldungen habe die Uni von Verwaltungen erhalten, die schon länger dabei sind, so Michaela Blaha. "Es gibt noch keine empirischen Untersuchungen. Aber die Nachfragen in Rathäusern sind vereinzelt weniger geworden." Für Verwaltungssprecher Michael Hohmeier steht das "Unwort der Bürokratie" jedenfalls fest: "Das ist ganz klar: ,durchführen’."
Beispiel 1 Besser nicht: "Wir bitten Sie, das Restmüllbehältervolumen entsprechend der Menge des tatsächlich regelmäßig anfallenden Abfalls von bisher ,X’ Litern auf ,Y’ Litern zu erhöhen." - Besser so: "Wir bitten Sie, größere Restmüllbehälter zu bestellen."
Beispiel 2 Besser nicht: "Sie haben mein Schreiben vom [Datum] bisher nicht beantwortet. Es wird deshalb an die Erledigung erinnert. Ihre Mitwirkung ist erforderlich." - Besser so: "Sie haben mein Schreiben vom [Datum] bisher nicht beantwortet. Ihre Angaben sind jedoch erforderlich. Bitte antworten Sie bis zum [Datum]."
Beispiel 3 Besser nicht: "Es entstehen Ihnen bei Inanspruchnahme unserer Hilfe keine Kosten." - Besser so: "Unsere Hilfe ist kostenlos." hae