Hilden: Bei Tempo 30 im vierten Gang fahren
Sprit-Spar-Training: Gemeinsame Aktion von Naturschutzbund und Volkswagen hilft Geld zu sparen und schont die Umwelt.
Hilden. Weniger Kohlendioxid-Ausstoß, weniger Spritverbrauch, materialschonenderes Fahren - und das ohne Zeitverlust. Eine gewagte These, doch mit Blick auf die Preise an den Zapfsäulen durchaus einen Versuch wert. So dachte auch Sonja van den Hurk und mit ihr 41 weitere Hildener, die am Samstag am Sprit-Spar-Training von Naturschutzbund (Nabu) und Volkswagen teilnahmen. Vier professionelle Fahrlehrer standen bereit, um sich zunächst anzuschauen, wie der Proband normalerweise fährt. In der zweiten Runde wurde dann die gleiche Strecke unter Anleitung des Fahrlehrers zurückgelegt.
"Autofahren hat etwas mit Emotion zu tun, und Sparsamkeit ist kein Widerspruch zum Fahrspaß", betont Fahrlehrer Bernd Krause. Entspannt sitzt er auf dem Beifahrersitz und schaut zu, wie Sonja van den Hurk das Auto durch den Straßenverkehr lenkt. Ein kleiner Chip zeichnet Durchschnittsverbrauch, CO²-Ausstoß, Motordrehzahl und Geschwindigkeit auf. "Ich fahre täglich nach Düsseldorf und bin viel im Stadtverkehr unterwegs", erzählt van den Hurk. "Wenn ich da meinen Spritverbrauch senken könnte, wäre das klasse."
Genau 11,29 Minuten dauert die erste Testfahrt - über Landstraßen, durch 50er-Zonen und durch Baustellen mit erlaubten 30 km/h. Mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 9,28Litern liegt sie in einem recht hohen Bereich. "Das ist schon nicht ohne", sagt Fahrerlehrer Peter Bunke, als er die Daten auf dem Chip auswertet. Bevor Sonja van den Hurk zur zweiten Runde startet, gibt es Anweisungen von Fahrlehrer Bernd Krause: "Den Gang einlegen bevor der Motor gestartet wird. Wir machen auch nicht den Kühlschrank auf und warten 20 Sekunden, bevor wir die Milch rausnehmen", belehrt er die Fahrerin, noch ehe sie den Motor gestartet hat.
Als der Wagen läuft, kommen die Kommandos vom Beifahrersitz im Sekundentakt: "Und jetzt sofort in den zweiten Gang. Und der Dritte. Und der Vierte." Das Auto befindet sich nach wie vor in einer 30er-Zone und mehr zeigt der Tacho auch nicht an. "So, und jetzt den Gang ganz rausnehmen", fordert er die etwas verdutzte Fahrerin auf: "Da hinten ist die Ampel rot. Wir können den Schwung nutzen und brauchen kein Gas zu geben. Im Leerlauf verbraucht das Auto am wenigsten Sprit."
Für Sonja van den Hurk ist das Fahren in den hohen Gängen ungewohnt. "Man hat das Gefühl, langsamer unterwegs zu sein", sagt sie und bekommt postwendend erklärt, warum sie sich täuscht. "Wir sind nicht langsamer unterwegs", so Krause, "aber wir fahren mit den Ohren und erwarten bei einer bestimmten Geschwindigkeit eine bestimmte Lautstärke. Fällt die weg, bekommt man leicht das Gefühl, langsamer zu werden."
Weiter geht die Fahrt über die Landstraße. Bei 60 km/h wird der sechste Gang eingelegt, der fünfte kurzerhand übersprungen, erst in der 50er-Zone wird zurück in den Fünften geschaltet. Je höher der eingelegte Gang, desto niedriger der Kraftstoffverbrauch. Als das Auto an einer roten Ampel hält, gibt Krause die Anweisung, den Motor auszuschalten. "Das lohnt sich schon ab einer Standzeit von 30 Sekunden. Gerade bei Ampeln, von denen man weiß, dass sie ziemlich lange rot sind, kann dies den Energieverbrauch und damit den CO²-Ausstoß senken."
Aktion Das Sprit-Spar-Training ist eine bundesweite Aktion von Naturschutzbund und Volkswagen. Sie wurde 2002 gestartet und wird in regelmäßigen Abständen auch in Hilden angeboten.
Einsparung Sofern die Anweisungen befolgt werden, können bei einer Fahrleistung von etwa 15000Kilometern im Jahr rund 600Kilogramm CO² eingespart werden. Bei einem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von acht Litern pro 100 Kilometer lassen sich bis zu 400Euro im Jahr sparen.
Faustregeln Ab 30 km/h in den dritten Gang, ab 40 km/h in den vierten Gang und ab 50 km/h in den fünften Gang schalten. Auf der Autobahn sollte eine Geschwindigkeit zwischen 100 und 130 km/h gefahren werden.