Hilden: Las Vegas liegt an der Itter
Mit 46 Spielautomaten je 10 000 Einwohner hat Hilden die größte Dichte in NRW.
Hilden. Sie blinken und leuchten in den buntesten Farben, machen undefinierbare Geräusche oder dudeln einfach vor sich hin: Spielautomaten. Ob in der Eckkneipe oder in professionellen Spielcasinos - stets locken sie diejenigen an, denen das Geld etwas lockerer in den Taschen sitzt.
In Hilden ist dieses Phänomen besonders verbreitet. "Wir sind in Sachen Glücksspiel NRW-weit ganz vorne", bestätigt Bürgermeister Horst Thiele eine Erhebung des Arbeitskreises Spielsucht. Demnach gibt es in Nordrhein-Westfalen 18 Geldspielgeräte je 10 000 Einwohner, im Kreis Mettmann sind es durchschnittlich 16 (Stand: 2008). Das sind allerdings Peanuts im Vergleich zu Hilden: Von 26 Geldspielgeräten im Jahr 2008 schnellte die Zahl 2009 auf 46 nach oben.
"Warum das so ist, darüber lässt sich leidlich streiten", rätselt Thiele. Fest steht, dass Hilden von allen Seiten verkehrsgünstig zu erreichen ist und daher möglicherweise vorzugsweise auswärtige Glücksritter anzieht. Diese Entwicklung war so rasant, dass im Vorjahr eigens ein Spielstättenkonzept in Auftrag gegeben und im Juli dieses Jahres vom Rat der Stadt verabschiedet wurde.
"Mittlerweile fragen auch andere Kommunen danach an", sagt Lutz Groll, der stellvertretende Leiter des Planungsamtes: "Schließlich dient das Konzept dem Zweck, der Spielhallen-Flut Herr zu werden und klar zu definieren, wo wir eine Zulassung erteilen und wo nicht." Denn glücklich ist in Hilden keiner, dass die Stadt in den Ruf gerät, ein Las Vegas an der Itter zu sein.
"Es geht schließlich nicht nur um den moralischen Gesichtspunkt", betont Groll - und meint damit zum Beispiel die Verherrlichung von Gewalt und die Gefahr, dass Aggressionsschwellen herabgesetzt werden können. "Das ist keine Sache des Baurechts", sagt Groll. Damit spielt er auf den steigende Lärmpegel im Umfeld der Spielhallen an, auf mehr Autoverkehr und nicht unbedingt elitäre Kunden, die sich von solchen Orten angezogen fühlen.
Ein weiteres Mittel, um derartige Etablissements nicht Überhand werden zu lassen, ist die Vergnügungssteuer, deren Sätze in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses gemäß der Gemeindeverordnung und des Kommunalabgabengesetzes erhöht wurden (siehe Infokasten).
"Nun ist es ja nicht so, dass in Hilden an jeder Ecke ein Automat hängt", relativiert Groll das Bild vom Spielerparadies. Vielmehr konzentriert sich das Gros des Angebots auf sieben Spielhallen, in denen insgesamt 261 Geldspielautomaten aufgestellt sind. Zwei davon sind Großanbieter: an der Niedenstraße mit 90 Automaten mit Gewinnmöglichkeit beziehungsweise an der Düsseldorfer Straße mit 60 derartigen Automaten. Weitere kleinere Spielhallen gibt es an der Benrather-, Schwanen-, Hans-Sachs- und Kurt-Kappel-Straße.
Verbieten können die Kommunen die Spielhöllen nicht. Einem Komplettverbot schiebt die Spielverordnung NRW einen Riegel vor. Die wurde bei einer Novellierung im Jahr 2006 sogar noch gelockert.