Hilden: Multikulti mit nassen Füßen
Bei kühlem Schauerwetter kamen nur wenige Besucher auf den Alten Markt. Für die Vereine auch ein finanzielles Fiasko.
Hilden. "Schade, das Fest ist sonst immer gut angenommen worden." Andres Calcerrada, der Vorsitzende des Spanischen Familienvereins, sprach wohl den meisten Besuchern aus der Seele, die am Samstag zum Fest der Völker gekommen waren. Wo in den Jahren zuvor kaum ein Sitzplatz zu bekommen war, blieben diesmal alle Plätze leer, die nicht durch ein Zeltdach vorm Regen geschützt waren. Das ansonsten sehr beliebte Aufeinandertreffen der in Hilden lebenden Kulturen litt arg unter dem anhaltenden Niederschlag.
Schade auch deshalb, weil kaum jemand die feierliche Erklärung zur Städtepartnerschaft zwischen Hilden und Nové Mêsto (Tschechische Republik) mitbekam. Die war vor 20 Jahren besiegelt wurden und wurde im internationalen Rahmen des Festes auf dem Alten Markt durch eine gemeinsame Deklaration (siehe Kasten) auf eine neue Basis gestellt.
Zur Unterzeichnung war eine Delegation um Bürgermeisterin Bronislava Maliovsdá nach Hilden gekommen. Sie misst dieser Städtepartnerschaft eine besondere Bedeutung bei, denn "während dieser 20 Jahre ging die Partnerschaft unserer Städte in Freundschaft über - sogar in Freundschaften zwischen Einzelnen und ihren Familien". Und das sei "das Wertvollste, was sich beide Städte beim Abschluss ihres Partnerschaftsvertrages wünschen und erhoffen konnten".
Ärgerlich war der schlechte Besuch für die Vereine auch aus finanzieller Sicht. "Wir brauchen jeden Euro für unseren Umzug", sagte Calcerrada. Sein Verein verliert mit dem Abriss des Reichshof-Gebäudes seine Unterkunft und ist auf der Suche nach einer neuen Unterkunft. Das gilt auch für die portugiesische Gemeinde. Beiden liegt ein Angebot vor, möglicherweise mit dem Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer in das Kolpinghaus an der Kirchhofstraße zu ziehen.
Beide Vereine werden dort aber wohl nicht unterkommen können. "Dafür ist es zu klein", sagt Calcerrada. Auch der Marokkanische Freundeskreis braucht derzeit dringend Geld, entsteht doch derzeit an der Telleringstraße sein neues Kulturhaus.
"So macht es keinen Spaß", sagte Calcerrada, der nun auf besseres Wetter beim Fest des Spanischen Familienvereins am kommenden Wochenende auf dem St. Jacobus-Platz hofft. Da wird dann die Schlange an der Paella-Pfanne vermutlich wieder etwas länger sein. So gesehen, hatte der Regen am Samstag auch einen Vorteil.
Und weil es schließlich nicht das letzte Fest der Völker war, mag für dessen Zukunft auch der Wunsch von Bürgermeisterin Maliovská für die Entwicklung der Städtepartnerschaft stehen: "Mögen sich beide Städte durch Kennenlernen ihres Partners, dessen Bräuchen und Kulturen gegenseitig bereichern, und unsere Freundschaft sich auch weiterhin entwickeln."