Betreuung: 90 000 Euro für Tagespflege
Hilden nimmt am Aktionsprogramm Kindertagespflege des Bundesministeriums für Familien teil.
Hilden. "Wir sind glücklicherweise für das Aktionsprogramm Kindertagespflege des Bundesfamilienministeriums ausgewählt worden", sagte Jugendsamtsleiterin Noosha Aubel (33) am Donnerstag vor der Sitzung des Jugendhilfeausschusses.
Dort erläuterte sie anschließend, warum es aus ihrer Sicht ein Glück ist, zu den ersten der bundesweit insgesamt 200 vorgesehenen Modellstandorten zu gehören, die am Aktionsprogramm teilnehmen.
Der Zuschlag des Ministeriums bringt vor allem eins: Geld aus Berlin. Insgesamt 90 000 Euro werden über drei Jahre ausgezahlt. Das sind 60 Prozent der Kosten für eine pädagogische Fachkraft, die den Ausbau der Tagespflege in Hilden konzipieren und vorantreiben soll. Den Rest zahlt die Stadt selbst.
Der Zuschuss erhöht aber auch die Chancen, dass Hilden bereits vor dem Jahr 2013 die Vorgabe erfüllt, dass 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren in einer Kindertagesstätte oder von einer Tagesmutter betreut werden sollen. Bereits jetzt kann die Stadt einen Deckungsgrad von 26 Prozent bei der U3-Betreuung vorweisen.
Weil knapp ein Drittel der Betreuungsplätze auf die Tagespflege entfallen soll, ergibt sich für Hilden bei einem 35-prozentigen Deckungsgrad ein Tagespflegebedarf für 105 Kinder. Zurzeit werden 55 Kinder von 51 Tagesmüttern betreut. Die Zahl der Tagespflegepersonen müsste also bis 2013 nahezu verdoppelt werden - oder die Tagesmütter kümmern sich um mehrere Kinder.
Voraussichtlich wird der tatsächliche Bedarf an U3-Betreuungsplätzen aber noch über die vorgegebenen 35 Prozent hinausgehen. Und damit steigt dann auch der Bedarf an Tagesmüttern.
Die Strategie des Aktionsprogramms ist es deshalb nicht nur, die Zahl der Tagesmütter zu erhöhen, "auch die bestehenden Tagespflegeverhältnisse sollen kontinuierlich qualifiziert werden", sagt Aubel. Das wird ebenfalls eine Aufgabe der neuen Fachkraft sein, die sich darüber hinaus um die Vermittlung von Tagesmüttern kümmern wird.
Letztendlich ist es aber eine Frage der Bezahlung, die eine Tätigkeit als Tagesmutter interessant macht. Und dabei war eine Änderung des Sozial-Gesetzbuches zum Jahresbeginn nicht sehr hilfreich. Dadurch wurde die Tätigkeit versicherungspflichtig, sofern im Monat mehr als 360 Euro verdient werden. Abzüglich aller Abgaben bleibt dann für Tagesmütter gerade einmal die Hälfte übrig. "Dafür lohnt es sich kaum noch zu arbeiten", sagt stellvertretend Renate Hancke (46), die nach Beruf und Familienphase anschließend drei Tageskinder in Pflege genommen hat.
Zumindest kommen auf die Tagesmütter durch die insgesamt 160 Stunden umfassende Qualifizierung keine zusätzlichen Kosten zu. Die sind zur Hälfte durch die Förderung (Bildungs-Scheck) des Landes NRW gedeckt, die andere Hälfte übernimmt das Jugendamt. Allerdings nur dann, wenn die Tagesmütter die Qualifizierung erfolgreich durchlaufen haben und anschließend für die Stadt arbeiten.