Langenfeld: Kotten wirkt noch lebendiger
Der Schalenschneider Wilhelm Jacobs scheint wieder in der Werkstatt zu stehen.
Langenfeld. Wer jetzt durch die großen Glasscheiben auf den Kotten im Volksgarten schaut, der wartet förmlich darauf, dass Schalenschneider Wilhelm Jacobs und ein Gehilfe mit der Arbeit beginnen. Es sind aber "nur" zwei lebensgroße Figuren, die hinter Kreissäge und kleiner Schleifmaschine stehen.
Am Freitag wurden diese im Beisein von vielen Mitgliedern des Museumsvereins enthüllt. Der Kotten als Denkmal der Industrialisierung in Langenfeld ist damit noch ein Stück lebendiger geworden.
Wie lebensecht die Puppen wirken, erlebte Anne Graw-Lipfert, Leiterin des Stadtmuseums, beim Aufstellen. "Als wir den Kopf von Jacobs ein wenig drehen mussten, klopfte eine Frau mit zwei Kindern heftig an die Scheibe und rief: ,Was machen sie denn mit dem Mann?’"
Die Figur, die den Schalenschneider aus Wiescheid verkörpert, trägt die Arbeitskleidung mit blauer Schürze, dessen Originalbrille und seine Kappe. Beide Puppen sind das Werk von Rolf Ueltzhöffer, Chefmaskenbildner der Bühnen Köln. Er hat sich auf solche Figuren spezialisiert und mit ihnen schon verschiedene Museen, darunter das Freilichtmuseum in Kommern, belebt.
Ueltzhöffer, der lange bei den Bayreuther Festspielen Opernstars wie René Kollo und Peter Hofmann geschminkt hat, verrät über seine Arbeitsweise: "Kopf und Hände forme ich aus Silikon, das sich gut bearbeiten lässt und der menschlichen Haut am nächsten kommt."
Durch Puderschminke wurde die Farbe des Silikons so optimiert, dass es von echter Haut nicht zu unterscheiden ist. In die fertige Form des Kopfes wurden Löcher geschnitten und Glasaugen darin eingesetzt. Bei den Haaren handelt es sich um Echthaar. Jedes Einzelne wurde in die Silikon-Kopfhaut gestochen und genau platziert. Für die Körper wurden Schaufensterpuppen verwendet. Diese wurden zurechtgesägt, um sie in die gewünschte Position bringen zu können. Acht Wochen hat Ueltzhöffer an den Figuren gearbeitet, deren Entstehung gefilmt.
Entstanden ist ein authentisches Porträt von Wilhelm Jacobs, wie dessen Tochter Ilselore Schermuly und deren Kinder bestätigten. "Das ist der Vater, wie wir ihn in Erinnerung haben. Eine großartige Arbeit", zeigt sich die 84-Jährige beeindruckt. Und auch bei Enkelin Ute Schermuly weckt die Puppe Erinnerungen: "Wir haben im gleichen Haus wie der Opa gewohnt. Mit dem Saubermachen seines Kottens habe ich mein erstes Geld verdient."