Hilden: Selbstbewusst gegen die Krise

Die weltweite Talfahrt der Aktienkurse zeigt in Hilden kaum Auswirkungen.

Hilden. Finanzkrise und sinkende Aktienkurse, die schlechten Nachrichten einer weltweit kränkelnden Wirtschaft reißen nicht ab. Und die Hildener Wirtschaft? "Kritisch, angespannt, aber nicht depressiv" umschreibt Norbert B. Roth, Vorsitzender des Hildener Industrie-Vereins, die allgemeine Gemütslage der hiesigen Unternehmer. Die Automobilzulieferer hätten Probleme mit der Auftragsauslastung, räumt er ein, aber von einer Krise könne nicht die Rede sein. Ihm sei nicht bekannt, dass größere Entlassungen geplant seien, "und die örtlichen Geldinstitute haben das Signal ausgegeben, ihr normales Geschäft auszurichten". Vorsichtiger sei die Kreditvergabe geworden, aber nicht zurückhaltender.

An der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Hilden kann auch die Finanzkrise nicht rütteln. Da sind sich Roth und Volker Hillebrand, Geschäftsführer des Stadtmarketings, einig. "Bislang hat der Einzelhandel in Hilden keine gravierenden Umsatzrückgänge zu verzeichnen", sagt Hillebrand. Die Wirtschaft floriert. Und nach wie vor sei die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen deutlich größer als das vorhandene Angebot. "Wir könnten die Mittelstraße doppelt vermieten", so Hillebrand - und das selbst bei so gepfefferten Mietpreisen (rund 40 Euro pro Quadratmeter), wie sie an der Mittelstraße als 1A-Lage gefordert - und bezahlt - werden.

Namhafte Einzelhandelsunternehmen wie Gerri Weber (Damenmoden), Villeroy & Boch (Keramik), Saturn (Medienmarkt) oder die Drogeriekette Müller interessieren sich für den Standort Hilden. Dazu kommen bereits ansässige Unternehmen, die sich gerne vergrößern würden. Ausreichend Platz für sie gibt es aber nur im P&C-Gebäude am Warrington-Platz. Dort steht eine Etage leer, und das Bekleidungshaus zieht nächstes Jahr in das neue Sparkassen-Gebäude an der Mittelstraße.

Die dann frei werdende Immobilie ist auf absehbare Zeit wohl die letzte Möglichkeit für große Einzelhändler, um in Hilden Fuß zu fassen. Dass dort noch kein neuer Nutzer feststeht, liegt nicht an einer zögerlichen Haltung wegen der Wirtschaftslage, sondern vor allem an der Hertie-Hängepartie. Die Kaufhaus-Kette will zwar an ihrem Hildener Standort festhalten, ist bei dieser Haltung aber von der allgemeinen Unternehmensentwicklung abhängig.

Der Einzelhandel ist nur die eine Seite der Medaille, die andere und weitaus bedeutendere Seite ist der Mittelstand. Er ist die tragende Säule der Hildener Wirtschaft. Und auch dort stehen die Zeichen auf Wachstum. Das lässt sich an der Vermarktung der Gewerbeflächen auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs ablesen: Der Metallverwerter Müller hat dort zwei zusätzliche Grundstücke gekauft, um dem Unternehmen angegliederte Firmen anzusiedeln. Das Tanzstudio Opgenoorth will dorthin ziehen, und auch die Druckerei Joseph&Joseph hat sich dort eine Baufläche gesichert. "Die Hälfte aller Grundstücke sind verkauft", sagt der für die Wirtschaftsförderung zuständige Dezernent Norbert Danscheidt. Denn auch ein Automobilbetrieb aus der Nachbarstadt Langenfeld plant den Umzug nach Hilden.