Hilden: Spielerisch Sprachen lernen

Sprachförderung: Bei zwei Maßnahmen haben Migranten selbst eine tragende Rolle übernommen.

<strong>Hilden. Sprachförderung muss früh beginnen, damit Kinder und Jugendliche von Migranten die gleichen Chancen wie deutsche Kinder haben. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es viele Ansatzpunkte. So werden in 22 Hildener Kindertageseinrichtungen in städtischer und freier Trägerschaft allein 42 Sprachfördermaßnahmen angeboten. Bei zwei Angeboten haben Frauen mit Migrationshintergrund die tragende Rolle übernommen:

Chancengleichheit durch den gleichen Grundwortschatz

Seit zwei Jahren setzt sich der Elternverband für Chancengleichheit im Familienzentrum Kunterbunt/Traumquelle an der Lortzingstraße dafür ein, Migranten-Kindern vor dem Besuch des Kindergartens spielerisch einen Grundwortschatz zu vermitteln. Es wird gesungen, getanzt, gelacht und dabei der Sprachschatz erweitert. "Spielend Deutsch lernen" nennt die Vereinsgründerin Shahin Wagner die von ihr entwickelte Methode zur Sprachförderung für Migrantenkinder unter drei Jahren. Das Projekt setzt auf das Lernen mit allen Sinnen - und auf die Handpuppe "Otto", die mit der Stimme einer Erzieherin spricht. 22Kinder aller Nationalitäten haben im ersten Jahr mit "Otto" Deutsch gelernt. Ein zweiter Kurs mit elf Kindern hat vor wenigen Wochen begonnen.

Die ersten Rückmeldungen sind sehr positiv ausgefallen

"Als wir angefangen haben, sprachen die Kinder kein Deutsch - und die Eltern teilweise auch nicht", sagt die gebürtige Perserin. Von ihrem Konzept profitieren auch die Eltern. Sie sind immer dabei und lernen gleich mit. Nachdem die Kinder des ersten Kurses mittlerweile in den Kindergarten gehen, kann die 57-Jährige nach den Rückmeldungen aus den Einrichtungen ein positives Fazit ziehen: "Die Kinder gehen nicht mit perfektem Deutsch in den Kindergarten, aber wir garantieren, dass sie keine Schwierigkeiten haben werden." Sie spielen und sprechen mit den anderen Kindern, sind integriert. "Migrantenkinder sind nicht dümmer als deutsche Kinder, sie brauchen nur Chancengleichheit", so Wagner.

Beim Rucksack-Projekt lernen die Kinder auch ihre Muttersprache

Einen völlig anderen Ansatz verfolgt das aus den Niederlanden stammende Rucksack-Projekt, das für Kinder im Kindergartenalter konzipiert ist. Das Projekt setzt auf die Zweisprachigkeit und nutzt dabei die Sprachkompetenz der Mütter. Das Prinzip dieses Angebots beruht auf der Erkenntnis, dass Kinder eine Fremdsprache leichter lernen, wenn sie auch die Muttersprache richtig beherrschen.

Elternverband Der Elternverband für Chancengleichheit wurde 2002 in Velbert gegründet und finanziert sich vor allem durch Spenden und Zuschüsse. Die Anschubfinanzierung in Hilden haben der Lions Club (3000Euro) und die Stadt (6000Euro) geleistet.

Sprache ist ein Schlüssel zur Integration. Diesen Schlüssel halten alle in der Hand. Schon aus eigenem Interesse heraus muss die Allgemeinheit die Sprachförderung finanzieren, um Migranten und ihren Kindern die Chance zu geben, vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Nur so können sie später einen eigenen Beitrag zu deren Erhalt leisten.

Mindestens genau so wichtig ist der Schlüssel, den die Gründerin des Elternverbandes und die Gruppenleiterinnen im Rucksack-Projekt so vorbildlich einsetzen: ihr Engagement. Sie haben die notwendigen Kontakte und genießen Vertrauen, weil sie aus eigener Erfahrung sprechen. Sie sind der Schlüssel, mit dem Türen geöffnet werden, durch die die verschiedenen Kulturen aufeinander zugehen können.