Hildener planen für den Irak
An der Mittelstraße wird ein städtebauliches Konzept für die Stadt Kafu erstellt.
Hilden. Ein illustrer Gästekreis traf sich am Donnerstag im Planungsbüro "StadtVerkehr" von Jean-Marc Stuhm (43) an der Mittelstraße. Die Herren in dunklen Anzügen lauschten den Worten von Büro-Mitarbeiterin Niran Banna (37), stellten Zwischenfragen und begutachteten die auf dem Tisch ausliegenden Plänen. Darauf war zu sehen, wie Kufa einmal aussehen könnte. Das ist eine Stadt mit 130.000 Einwohnern, die am Euphrat südlich von Bagdad liegt.
Aus der irakischen Hauptstadt kamen auch die Gäste im Hildener Planungsbüro. Sie sind hochrangige Ministeriumsmitarbeiter und wollten sich vom Fortschritt der Arbeiten am städtebaulichen Konzept erkundigen, das in Hilden für Kufa erstellt wird.
Bei diesem Auftrag arbeitet das Büro für ein "auskömmliches Honorar" mit einem irakischen Büro zusammen, denn als Bedingung für die Annahme des Auftrags hatte sich Stuhm ausgebeten, dass wegen der dortigen Sicherheitslage weder er noch einer seiner fünf Mitarbeiter dafür in den Irak reisen müssen.
Dieser Bitte kamen die Auftraggeber nach - obwohl sich aus ihrer Sicht die Lage in ihrer Heimat anders darstellt, als es die ständigen Nachrichten von Bombenanschlägen erscheinen lassen. Die demokratische Entwicklung sei weit fortgeschritten, so dass sich die irakische Regierung jetzt mehr und mehr der zukünftigen Gestaltung des Landes widmen könne. Und dazu gehöre eben auch der Städtebau.
Dabei will das Hildener Planungsbüro nicht nur im für schiitische Moslems sehr wichtigen religiösen Zentrum Kufa helfen, sondern auch in weiteren Städten der Provinz An-Najaf. In deren Infrastruktur gibt es einen großen Nachholbedarf. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht dabei die Trinkwasser- und Stromversorgung der Bevölkerung.
Auf dem Weg in die von den irakischen Gästen erwartete "brillanten Zukunft" ihres Landes brauchen die Iraker allerdings Unterstützung aus dem Ausland. Und deutsche Firmen stehen dabei ganz hoch im Kurs. Nicht umsonst haben die Delegationsmitglieder bei ihrem ersten Besuch in Deutschland deshalb auch Ausschreibungen für mehrere Großprojekte in ihrer Heimat mitgebracht.
Und noch etwas haben sie mitgebracht, was zukünftig die deutsch-irakischen Beziehungen deutlich verbessern könnte: den Wunsch nach Städtepartnerschaften. Dabei ist zwar vor allem an eine Unterstützung beim Aufbau einer funktionierenden Verwaltung gedacht, aber dabei muss es nicht bleiben.
Langfristig könnte sich die Partnerschaft dann auch für die Helfer auszahlen, denn "der Irak ist reich", wie ein Delegationsteilnehmer am Donnerstag betonte. Und noch etwas war zu erfahren: Hilden ist dabei eine denkbare Alternative.