Langenfeld Tiergestützte Therapie tut Senioren gut

Langenfeld. · Alpakas helfen im Krankenhaus Sankt Martinus Geriatrie-Patienten. Das tierische Angebot wird durch Spenden ermöglicht.

Die tiergestütze Therapie gefällt allen Beteiligten sehr gut (v.l.): Gisela Schlimm, Dr. Alexander Klink, Anja Vetter und Henrike Plettenburg.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Auch wenn man Django heißt, tun einem Streicheleinheiten gut. Das braune Alpaka lässt es sich gefallen, als Gisela Schlimm (83) es auf der Wiese neben dem St. Martinus-Krankenhaus tätschelt. Seit zwei Wochen wird sie stationär in der Geriatrie behandelt, also der altersmedizinischen Abteilung. Zwei Alpakas sind an diesem Tag für die gesundheitlich angeschlagenen Senioren zum Anfassen da, dürfen auch gefüttert werden. „Das ist ein tolles Erlebnis für mich“, sagt die 83-Jährige. „Ich hatte gedacht, dass Alpakas viel größer sind.“

Das Spaßangebot hat indes einen medizinischen Hintergrund. „Diese tiergestützte Therapie ist ein neues Angebot in unserem Krankenhaus“, sagt Dr. Alexander Klink, Chefarzt der vor anderthalb Jahren gegründeten Geriatrie-Station. Alle zwei Wochen kommt die Solingerin Henrike Plettenburg mit zwei ihrer insgesamt acht Alpakas auf die Wiese nahe des Haupteingangs. Der Kontakt mit diesen zotteligen Vierbeinern ermögliche „Physio- und Ergotherapie durch die Hintertür“, sagt Klink. Eine Spende von 1500 Euro ermögliche dieses nicht von Krankenkassen bezuschusste Angebot.

Übungen sollen die Sinne der Geriatrie-Patienten schärfen

Der Weg zu den Alpakas werde von den Pflegekräften in Eins-zu-eins-Betreuung therapeutisch begleitet, erklärt der Chefarzt. Hierbei übten die Geriatrie-Patienten „Alltagsfunktionen wie Ankleiden, Aufstehen und Gehen auf unebenem Grund“. Das Berühren und Füttern der duldsamen Andentiere übe die Sinne – das Sehen, Riechen und Tasten. Ein Schlaganfall-Patient mit spastischer Handlähmung hat laut Klink reflektorisch die verkrampften Finger geöffnet, um sich Futterpellets für das Alpaka geben zu lassen. „Dann hat er beide Hände auf den Rücken des Tiers gelegt und gesagt, wie unterschiedlich sich das anfühlt.“

Henrike Plettenburg freut sich nach eigenen Worten sehr über solche Erfolgserlebnisse. Sie hält ihre acht Alpakas auf einem eingezäunten Gelände im Solinger Ittertal und geht seit Anfang dieses Jahres mit in der Regel zwei Tieren gezielt in Seniorenheime oder eben Kliniken. „Ich war vorher selbst in der Altenpflege und Beschäftigungstherapie tätig“, sagt Plettenburg, die neben dem sechsjährigen Django noch den siebenjährigen Paro mit nach Langenfeld genommen hat. „Alpakas sind für tiergestützte Therapie sehr gut geeignet. Sie sind duldsam, blicken freundlich drein, beißen und spucken nicht. Man nennt Alpakas deswegen auch ,Delfine der ­Anden’.“

„Unterschiedliche Gesundheitsstörungen führen bei älteren Menschen zu Hemmnissen bei der Kontaktaufnahme und Kommunikation mit Anderen“, erklärt Klink. Viele vereinsamten, erkrankten an Demenz, Depression oder Sprechstörungen. „Tiergestützte Therapie kann ein Fenster zum Bewusstsein dieser Geriatrie-Patienten öffnen und Kontaktfähigkeit fördern. Alpakas haben ein sehr feines Gespür dafür, wie viel Nähe oder Distanz das Gegenüber braucht.“ Positiv sei zudem, dass sich Mensch und Tier im Freien begegnen. Sonnenlicht sei „ein Heilmittel“, gut für die Vitamin-D-Produktion und geeignet gegen Depressionen. Nicht zuletzt macht die Therapie mit Alpakas nach Klinks Worten „gute Laune und hat sehr positive Rückwirkungen auf das therapeutische Team“.

Auszubildende und Förderverein spendeten Geld für die Therapie

Der Geriatrischen Abteilung des Krankenhauses sei an einer freundlichen Atmosphäre für die stationären Patienten gelegen, von denen etliche in Selbstwertgefühl, Lebensplanung und Sinngebung erschüttert seien. Auszubildende der Langenfelder Firma Dücker hatten mit 500 Euro aus ihrer Weihnachtstombola den Grundstein für das Alpaka-Projekt gelegt. Der Krankenhaus-Förderverein erhöhte die Spendensumme nach Angaben seines Vorsitzenden Magnus Staehler auf 1500 Euro.

„Nach 21 Jahren ist das eine Premiere für den Förderverein, nicht für medizinische Geräte, sondern Tiere zu spenden“, sagt der ehemalige Langenfelder Bürgermeister, als er den Streicheleinheiten auf der Wiese zuschaut.