Industrieanlagen erhalten vor Abriss neuen „Anstrich“

Graffiti-Künstler haben alte Gebäude auf Menk-Gelände mit Motiven versehen. Besucher können dies Anfang Februar begutachten.

Foto: Menk

Monheim. Am 6. Februar rücken auf dem Gelände der Menkschen Betonwerke die Abrissbagger an. Eine Industriehalle, ein Silo, eine alte Schlosserei und die Plattenfertigung werden dann dem Erdboden gleichgemacht. „Aus den USA und Kanada stammt der Brauch, alte Industrieanlagen vor dem Abriss noch mal hübsch zu machen“, berichtet Geschäftsführerin Lilo Ihringer. Deshalb hat sie die Künstlergruppe Tubuku eingeladen, diese Gebäude farblich in Szene zu setzen.

Die Design-Studenten hatten bereits einige Betonbehälter aus der Produktion mit Tiermotiven gestaltet. Vier Wochen lang sind nun bis zu 24 Graffiti-Künstler auf dem Gelände tätig gewesen und haben Tiere geschaffen, die entweder unter Wasser oder in der Luft leben. „Blau ist das verbindende Element“, berichtet Jaroslaw Masztalerz. Und während Sprayer ihre Werke üblicherweise scharf voneinander trennen, verwischen hier die Grenzen.

So stecken zwei Papageien — also Tiere der Lüfte — in den Jacken der Künstler, dazwischen winden sich die Krakenarme eines Meeresbewohners. Außerdem gibt es einen Flamingo mit winzigem Strohhut und im Innenraum des Silos erwartet den Besucher ein finster blickender Drache.

„Mit der Vergänglichkeit unserer Werke haben wir kein Problem. Wir sind es gewohnt, dass nach zwei, drei Monaten ein Gemälde übermalt wird“, sagt Masztalerz.

Unter dem Motto „Morphose 126“ öffnet Menk das Gelände an der Opladener Straße am übernächsten Wochenende, 3. bis 5. Februar, jeweils ab 12 Uhr für Monheimer Bürger. Mit dem Einsetzen der Dunkelheit beginnt dann eine Lichtshow, wobei die Wände der Hallen als Projektionsflächen für Animationen benutzt werden, die thematisch zu den Kunstwerken passen. „So werden eigentlich hässliche Flächen aufgewertet“, sagt Ihringer.

Glasbausteine, die in den 1950er-Jahren ein beliebter Baustoff waren, eigneten sich gut, um dahinter Lichtprojektionen abzuspielen. So erwache das Innere der Hallen zumindest für den äußeren Betrachter noch einmal zum Leben, beschreibt Ihringer.

Hinter dem Titel des Spektakels verbirgt sich der Umstand, dass ab Februar der Bebauungsplan 126 M umgesetzt wird. „Im Grunde ist es ja verrückt, was da in diesem B-Plan alles drin ist: ein Wohngebiet, ein Gewerbegebiet, eine Moschee, ein Landschaftsschutzgebiet, eine Beobachtungsstation zum See, ein Kiesabbaumuseum und die Grüne Ecke zu vertikalen Gärten“, zählt die Geschäftsführerin auf.

Von den Anlagen der Betonwerke bleiben nur das Verwaltungsgebäude und eine Fertigungshalle stehen, in der Ihringer im Dezember das Kiesabbaumuseum eröffnen möchte. Ein Konzept dafür ist in Arbeit. Der für das Wochenende ausgeschriebene Graffitikurs ist indes ausgebucht.