Joel will ins Nationalteam
Der 15-Jährige spielt seit vier Jahren Rollstuhlbasketball. Seinen ersten Korb warf er in der Wilhelm-Würz-Halle.
Langenfeld. Joel Schaake dribbelt Richtung Korb, wirft, der Basketball streift das Netz — knapp vorbei. Der 15-Jährige ärgert sich und ballt seine Hand zur Faust. „Das gibt’s doch nicht“, ruft er. Nach zehn Minuten Spielzeit ist noch kein Ball reingegangen. Für Joel ungewöhnlich, heute ist wohl einfach nicht sein Tag.
Der Langenfelder spielt seit vier Jahren Basketball. Allerdings keinen gewöhnlichen „Fußgängerbasketball“, wie Joel es nennt. Er spielt Rollstuhlbasketball. Joel wurde mit einer „Spina bifida“, einem offenen Rücken, geboren. Seit seinem achten Lebensjahr sitzt er im Rollstuhl.
Zum Ballsport kam der Schüler der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule eher zufällig. Sein Trainer George Onyeaka lernte den Jungen bei einem Sportprojekt der Schule kennen. „Ich war von seiner Geschicklichkeit mit dem Ball begeistert“, erinnert sich Onyeaka. Auch für den Trainer, der selbst nicht an den Rollstuhl gebunden ist, war die Begegnung ein Wende in seinem Leben. „Ich habe gleich danach einen Lehrgang für Rollstuhlbasketball besucht.“ Und kurze Zeit später die Sportart in Langenfeld eingeführt. Seine ersten Schüler waren Joel und sein Freund Florian Schreiber (15). Mittlerweile kommen zehn bis 15 Rollstuhlfahrer regelmäßig zum Training.
In der Anfangszeit lief für Joel nicht immer alles glatt. Im Gegenteil — den Korb zu treffen, gestaltete sich schwieriger, als gedacht. „Für uns wird er nicht niedriger gehängt. Wir müssen die gleiche Höhe wie gesunde Sportler bewältigen“, sagt Joel. 3,05 Meter hoch sind die Körbe am Spielfeldrand angebracht. Da braucht Joel viel Kraft in den Armen, um den Ball aus seiner Sitzposition zu werfen. „Ich habe aber schnell bemerkt, dass der Junge großes Talent hat“, sagt George Onyeaka.
Wenn Joel heute mit dem Ball durch die Wilhelm-Würz-Halle dribbelt, staunen die Zuschauer. Rollstuhlbasketball ist viel schneller als „Fußgängerbasketball“. Der 15-Jährige führt mit der einen Hand den Ball, mit der anderen bewegt er das Rad seines Rollstuhls. Joel fährt mit einer solchen Geschwindigkeit auf den Korb zu, dass er nach seinem Wurf nicht rechtzeitig abbremsen kann und mit voller Wucht gegen die Wand fährt. „Nicht schlimm, das passiert öfters“, beruhigt seine Mutter Sylvia Schaake die etwas entsetzten Zuschauer. Ihr Sohn ist schon längst wieder auf dem Spielfeld.
„Bei uns geht es härter zu, als die meisten vermuten“, erzählt Joel in einer kurzen Pause. Aber genau das reizt den 15-Jährigen. „Rollstuhlbasketball ist Action, Taktik und Schnelligkeit.“ Und seine Leidenschaft. Sein größter Traum ist es, einmal in der Nationalmannschaft zu spielen und an den Paralympics teilzunehmen. Ein ehrgeiziges Ziel, dem er dieses Jahr vielleicht ein Stück näher gerückt ist. Er hat sich für den Kader der U19 Mannschaft beworben. „Bisher habe ich noch keine Antwort“, sagt Joel. Aber die wird bestimmt bald kommen — hoffentlich mit einer guten Nachricht.