Jubiläum: Die bunte Seite Monheims
Die hiesige Sprayer-Szene stellte früher sogar Köln und Düsseldorf in den Schatten. Im Sojus wurde der 25. Geburtstag gefeiert.
Monheim. Der Geruch von Acryllack und gegrillten Würstchen liegt in der Luft. Sprühdosen werden geschüttelt, aus Boxen ertönt Hip-Hop.
Im Innenhof des Sojus wurde das 25-jährige Bestehen der Monheimer Sprayer Szene gefeiert. Knapp 40 Sprayer und Hip-Hop-Fans zwischen 25 und 40 Jahren kamen dazu zusammen.
Doch wie kommt man eigentlich zum Sprayen? "In Monheim wird der Jugend leider wenig geboten, also muss man sich selbst was suchen, um nicht in die Kriminalität zu rutschen", meint Imi Pascik (33), der diese Veranstaltung mitorganisiert hat.
Seit 20 Jahren hantiert er nun schon mit den bunten Sprühdosen. Als Anfang der 80er Jahre eine Sprayerszene entstand, gab es nicht viele Möglichkeiten, dies legal zu tun. 1990 wurde die Wand an der Baumberger Chaussee von der Stadt für Freunde des Graffiti freigegeben. "Viele Städte versuchen, alle Graffitiflächen auszurotten", erzählt Imi. Die Folge: Züge, Schallschutzwände und Autobahnbrücken werden in illegalen nächtlichen Aktionen umgestaltet.
Ausgelöst wurde diese Welle der neuen Kunstbewegung durch einen amerikanischen Film namens "Wild Style". Seine Hochzeit feierte die Monheimer Sprayerszene Anfang der 90er Jahre. Zu dieser Zeit war Monheim ein fester Bestandteil der damaligen Graffitimagazine und stellte sogar Köln und Düsseldorf in seinen Schatten.
"Graffiti ist eine internationale Sprache, eine Ausdrucksform", meint Imi. Und auch Atilla Kin (32) stimmt ihm da voll und ganz zu: "Es gibt keine Unterschiede zwischen Sprayern". Er wurde vor etwa 18 Jahren von einem Kumpel, der gerade aus einem New York Urlaub wiederkam, darauf aufmerksam gemacht, dass Graffiti die "neueste Form der Kunst" sei.
"Natürlich sollte man ein gewisses Interesse für Malen, Zeichnen oder Schreiben mitbringen", meint Atilla. "Doch der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, und es gibt Etliches, was einen inspiriert. Sei es eine Werbung, etwas in Magazinen oder irgendwelche Formen."
Ist einmal eine Idee im Kopf, wird diese schnell skizziert, die Grundrisse an der Wand vorgesprayt, dann ausgemalt und am Ende die Konturen noch einmal übersprayt. Daher wird zum Sprühen auch Acryllack verwendet, da dieser besonders schnell trocknet. Um den 3-D-Effekt zu verstärken, wird viel mit Kontrastfarben gearbeitet.
Mittlerweile ist die Szene um einiges kleiner geworden. Viele haben inzwischen Kinder, einen Beruf oder sind weggezogen. Die Neugestaltung des Innenhofs ist daher eine ideale Möglichkeit, um alle wieder zusammenzurufen. Sogar ein paar Leute aus Holland sind hergekommen. Und ohne Hilde Weyler vom Sojus wäre das alles nie möglich gewesen: "Bei diesen Menschen handelt es sich um Künstler, die nie privates Eigentum besprühen würden, daher versuche ich, sie zu unterstützen."