Hilden: Tschüss Wilhelm, bis bald!
Altermarkt: Das Denkmal von Wilhelm Fabry, Hildens berühmtester Sohn, wurde am Dienstag abtransportiert – für eine Kur.
Hilden. Wilhelm Fabry ist weg. Am helllichten Tag ist die Büste des berühmten Hildeners samt Sockel am Dienstag mit einem Lastwagen der Erkrather Firma Scheven abtransportiert worden. Ein Bagger hob die Büste und den Sockel aus Tuffstein auf das Transport-Fahrzeug. Dort wurde das Abbild des alten Hildeners rücklings abgesetzt, und weg war er.
Zahlreiche Zeugen haben den Vorfall beobachtet. So viel Aufmerksamkeit hat das Denkmal lange nicht mehr erfahren. Aber kein Passant machte auch nur die geringsten Anstalten, den Abtransport mit einer Abschiedsträne zu begleiten. Ganz im Gegenteil. Es wurde gescherzt. Moritz (8) und seine Schwester Anna (5) fanden es sogar "toll", wie Fabry durch die Luft schwebte. Keine Spur von Traurigkeit.
"Opa hat gesagt, er kommt bald wieder", sagt Anna. Ihr Opa (Klaus Schumann) scheint also etwas über das rätselhafte Verschwinden der Büste zu wissen. Der 65-Jährige ist gebürtiger Hildener, hat früher die Wilhelm-Fabry-Realschule besucht und kennt die wichtigsten Fakten aus Fabrys Leben: am 25. Juni 1560 in Hilden geboren, am 15. Februar 1634 in Bern gestorben. Bereits bei seinem Ableben hatte er sich einen hervorragenden Ruf als Wundarzt erworben. Heute gilt er als Wegbereiter der modernen Chirurgie. Aufklärung über den Verbleib der Büste kann aber auch Annas Opa nicht geben.
Vielleicht weiß Roland Hutmacher mehr? Er ist Mitarbeiter im städtischen Tiefbauamt und sagt: "Der geht in Kur." Alles klar. Sehr glaubwürdig klingt das nicht. Vor allem dann nicht, wenn der gleiche städtische Mitarbeiter auch noch behauptet, dass dies gerade eine leichte Übung für den Baggerfahrer war. "Der ist nicht schwer", sagt Hutmacher. Vielleicht eine Tonne, schätzt er. Der Bagger schafft locker das Vierfache.
Und dann der Gipfel an Respektlosigkeit: "Der ist hohl." Zugegeben, bei der Büste hat Hutmacher Recht, innen ist nur Luft. Aber das sechs Millimeter dicke Metall als "Blech" zu bezeichnen, geht dann doch wohl etwas zu weit. Bronze sollte es schon sein.
Kulturamtsleiterin Monika Doerr und Baudezernent Horst Thiele sind auch dabei, als Fabry entschwindet. Und sogar sie sind guter Dinge. Das riecht nach einem abgekarteten Spiel. Ist es auch. Denn Thiele und Doerr kennen des Rätsels Lösung: Das Denkmal soll einen neuen Sockel bekommen. Es wird für das Fabry-Jahr 2010 herausgeputzt, wenn Hilden den 450. Geburtstag seines berühmtesten Sohnes feiert. Den neuen Sockel hat der Museums- und Heimatverein schon in einem Steinbruch in Lindlar ausgesucht. Grauwacke, zwei bis drei Tonnen schwer und etwas größer als der alte Sockel. In ein paar Monaten ist Fabry wieder da.