Kaltfront auf dem Markt
Der Winter ist da. Die meisten Leute sind froh, wenn sie im Warmen sind. Doch wer auf dem Wochenmarkt arbeitet oder dort einkauft, ist den Minusgraden stundenlang ausgeliefert.
Monheim. Katharina Piechaczek ist schlecht gelaunt. Um 10 Uhr hat sich die Rentnerin von ihrem Seniorenheim auf den Weg in Richtung Wochenmarkt aufgemacht. Doch was sie da erwartet, gefällt ihr gar nicht. Es ist nicht nur kalt und windig, es ist vor allem rutschig. "Hier ist nicht mal gestreut", ärgert sich die Monheimerin und schüttelt verständnislos den Kopf, während sie sich mit ihrem Rollator über die Heinestraße kämpft.
Doch Piechaczek ist keine Frau, die etwas dem Zufall überlassen würde. Deswegen hat sie sich vorbereitet und eine 500-Gramm-Packung Salz mitgebracht. "Wenn die hier schon nicht streuen, mache ich das halt selbst", sagt sie und schüttet Salz vor sich auf den Boden.
Der Wochenmarkt ist wieder in der Stadt, wie jeden Mittwoch. Doch selten war es bereits Anfang Dezember so kalt wie heute. Das merken nicht nur die Kunden, vor allem die Händler haben mit der Witterung zu kämpfen. Minus sechs Grad ist es jetzt. Durch den Wind fühlt es sich sogar an wie minus 14Grad.
Michael Bolte ist keiner, der für diese Temperaturen gemacht ist. Deshalb hat er sich vorbereitet. Der Blumenhändler aus Wegberg, der seit acht Jahren zwei Mal in der Woche hier auf dem im Volksmund nur "Eierplatz" genannten Markt steht, hat eine Heizkanone dabei. 800Grad ist die Luft heiß, die vorne herauskommt und seine Blumen sowie das Wasser in den Kübeln warmhält. "Sonst könnte ich das alles wegschmeißen", sagt er und wirft einen Blick auf seine Ware.
Kunden kommen heute eher selten. In den vergangenen Tagen war mehr los. "Viele haben noch auf den letzten Drücker Adventskränze gekauft. Aber heute will keiner vor die Tür gehen."
Das erlebt auch Maria Pinger, die im Verkaufswagen der Bäckerei Schmidt aus Köln steht. Auf rund 20 Prozent schätzt sie die Zahl derer, die heute wegen des Wetters zu Hause geblieben sind. "Viele Leute sparen ihr Geld aber auch wegen Weihnachten", weiß sie zu berichten. Aber nicht nur wegen des schleppenden Geschäfts macht sie nicht den glücklichsten Eindruck. Zwar hat auch Pinger einen kleinen Heizkörper in ihrem Wagen, "wenn man aber über Stunden keine Bewegung hat, wird einem trotzdem kalt", sagt sie.
Weitaus schlechter geht es Gabriele Girke, die Damenkleidung anbietet. Sie hat nicht das Glück, in einem Wagen zu sitzen, sie ist den Naturgewalten ohne Schutz ausgeliefert und hat nicht mal einen Heizkörper dabei.
"Der war mir zu schwer heute morgen", sagt sie verlegen und lächelt. Man merkt ihr an, dass sie diese Entscheidung bereut. Seit 7.30 Uhr ist sie da. Erst um 13 Uhr baut sie ab. Eins steht fest: "Beim nächsten Mal nehme ich ihn mit."