Kamera geht auf Mängelsuche
Etwa 8000 Haushalte müssen bis 2015 ihre Abwasserleitungen prüfen lassen. Eine Kamerauntersuchung spart Geld.
Langenfeld. Milimeterweise arbeitet sich das Gerät durch die Leitungsrohre, Monteur Andreas Breit dirigiert es durch die Verästelungen. Was die Linse einfängt, erscheint auf einem kleinen Monitor am Ende des Kabels. „So werden Leitungen für Leitungen privater Haushalte untersucht“, sagt Andreas Breit, Monteur der Firma Paulzen. Es ist ein Verfahren, bei dem der Hauseigentümer Geld sparen kann.
Denn werden bei der „optischen Befahrung“ der Rohre keine Schäden gefunden, wird die eigentliche Dichtheitsprüfung, bei der in Leitungen mit Luft oder Wasser undichte Stellen ausfindig gemacht werden, gar nicht erst notwendig, sagt Breit. Weist der Kanal Risse oder lockere Muffen auf, zeigt sie der Monitor an. Die Schäden werden dokumentiert, die Daten gespeichert. Kosten: je nach Länge und Verästelung 300 bis 500 Euro. Paulzen ist einer von mehreren zertifizierten Betrieben, die in Langenfeld die Kamerauntersuchungen und Dichtheitsprüfung durchführen (siehe Kasten).
Der Stadtrat hatte mehrheitlich eine kommunale Satzung zur Verkürzung der Fristen bei Dichtheitsprüfungen beschlossen. Nach der wird die Prüfung für Eigentümer von Häusern in Wasserschutzgebieten, die vor 1965 errichtet wurden, Pflicht. In Langenfeld betrifft das rund 8000 Haushalte, die bis spätestens Ende 2015 ihre Abwasserleitungen prüfen lassen müssen. „Vor 1970 oder 1965 wurden noch keine Kunststoffleitungen verlegt. Das kann nicht dicht sein“, sagt Breit. Um die Hauseigentümer finanziell zu entlasten, schwört Firmenchef Rolf Paulzen auf die Kamerauntersuchung. Denn die eigentliche Dichtheistprüfung kann teuer werden: Die Kosten dafür sind abhängig von Länge und Verästelung der Leitungen. „Das kann auch schon mal 1000 Euro kosten“, sagt Rolf Paulzen.
Auch laut Wolfgang Honskamp, städtischer Tiefbauamtsleiter, ist die Kamerauntersuchung ausreichend. „Wir wollen die Kosten für die Hausbesitzer nicht hochtreiben“, sagt er. Sollten Schäden erkannt werden, könne der Schritt der Dichtheitsprüfung mit Wasser oder Luft übersprungen und gleich saniert werden. Würden keine Schäden erkannt, sollte das Gespräch mit der Stadt gesucht werden. „Wir entscheiden dann, ob das ausreicht oder eventuell eine weitere Prüfung erforderlich ist“, sagt Honskamp. In zwei Fällen ist die Dichtheitsprüfung jedoch unumgänglich: sofort bei der Errichtung der Abwasserleitung und bei jeder Änderung der Abwasserleitung.
Die Dichtheitsprüfung erfolgt mittels Luft oder Wasser. „Wenn es mehr als zwei Abzweige in den Leitungen gibt, macht die Prüfung mit Wasser mehr Sinn“, sagt Monteur Andreas Breit. Dabei errechnet der Monteur zunächst die von Wasser benetzte Rohrinnenfläche. Ist der Wasserspiegel stabil am höchsten Punkt des Netzes, beginnt der Prüfzeitraum. Ein Absinken des Wasserspiegels wird durch Nachgießen laufend ausgeglichen. „Dabei wird die nachgefüllte Wassermenge exakt gemessen. Wird der erlaubte Wasserzugabewert überschritten oder lässt sich kein stabiler Wasserstand erzeugen, ist das System undicht.“ Bei der Sanierung der Leitungen müssen Hausbesitzer tief in die Tasche greifen: Je nach Aufwand können laut Paulzen Kosten von mehreren tausend Euro entstehen.