Karneval: Gromoka läutet Endspurt ein
Am Samstag feierten die Jecken in der ausverkauften Aula die Prunksitzung und damit den „richtigen“ Beginn der Session 2010/2011.
Monheim. In der Aula am Berliner Ring hat die fünfte Jahreszeit begonnen. Eingeläutet von der Gromoka (Große Monheimer Karnevalsgesellschaft), wird dort unter dem diesjährigen Motto „Janz Monnem jubiliert vor Jlöck — mer krieje us Piwipp zurück“ die Prunksitzung abgehalten.
Beim Einmarsch springen die jecken Besucher in der ausverkauften Halle von ihren Plätzen. Mit Leuchtstäben werden der Sitzungspräsident, die Rheinstürmer und der Garather Musikzug begrüßt. Als der Kommandant der Rheinstürmer, Max Wirt, den Tanz zu „Hermes Housbandmix“ beginnen lässt, tobt der Saal, die Sitze vibrieren im Takt der klatschenden Hände.
Während das Publikum noch bewundernd das Können der jungen Tanzgruppe kommentiert, fährt auf der Bühne die Leinwand herunter. Zu harten E-Gitarren-Tönen und dem typischen „We will rock you“-Sound erscheint der Elferrat — als Bauarbeiter verkleidet. Da wird gesägt, gehämmert und gebohrt, im Hintergrund erscheint ein Bötchen, das auf dem Rhein schippert und mit Karnevalisten beladen ist. Schließlich haben auch die Elf ein Schiff erbaut, und Panikerchef Emil Drösser übernimmt das Kommando. Gemeinsam mit den Gästen im Saal singt er das Lied „Et Piwipper Böötche“.
Der ganze Abend greift das Sessionsmotto immer wieder auf, die Fähre scheint jedem am Herzen zu liegen. Prinz Alexander I. und Prinzessin Inge (Mohr) rufen: „Euer Prinz in der diesjährigen XXL-Session will einer der Ersten sein, der übersetzt.“
Alexander, der aus den Reihen der Altstadtfunken stammt, lässt es sich nicht nehmen, bei einem Tanz mitzuwirken. „So is dat in Monnem: Een Joar ein singender Prinz, dieses Joar ein tanzender“, kommentiert Kommandant Holger Klenner. Und wirklich: Alexander I. hat das Karnevals-Gen. Keine Sekunde kann er ruhig sitzen, mit sichtlicher Freude und weit ausholdenden Armbewegungen unterstützt er das Bühnenprogramm klatschend, wild wackeln die Federn auf seinem Kopf.
Neben den Tänzern lassen auch die Redner des Abends das Publikum jubeln. Die „Huusmeister vom Bundesdaach“ philosophieren über „Google“, Jupp Menth erscheint mit roten Socken, grüner Hose und gelbem Hemd als „Kölscher Schutzmann“ auf der Bühne. Spontane stehende Ovationen begleiten seine Ausführungen über die Zukunft Kölns („Wir haben jetzt wirklich finanzielle Sorgen. Denn nach dem Skandal mit der U-Bahn muss die Hölle vergrößert werden“).
Jörg Knörr bringt schließlich auch die Letzten zum Toben. Désirée Nick, Dirk Bach, Rainer Calmund und Udo Jürgens imitiert der Comedian so gekonnt, dass der Zuschauer zwischenzeitlich vergisst, ob er nun Original oder Fälschung vor sich hat. Immer wieder greift er zu Stift und Papier, malt mit wenigen Strichen Angela Merkel und meint lapidar: „Jeder Bernhardiner hat einen offeneren Blick als sie.“
Bis kurz vor Mitternacht wird in der Aula kräftig geklatscht, gelacht und geschunkelt. Der Sitzungspräsident kann zufrieden sein — und die Zuschauer mit ihm. Denn für Wolfgang Schulte ist es der erste Abend, an dem er sein Amt ausübt. Doch von seinem anfänglichen Geständnis „Ich bin ein bisschen angespannt“ ist den ganzen Abend über nichts zu spüren. Locker und gekonnt moderiert er — die Prunksitzung erweist sich als gelungener Auftakt.