Karneval: Schwungvoll und vor allem mit ganz viel Lokalkolorit
„All onger eene Hoot“ erzählt Geschichten aus Richrath. Die Mitwirkenden sind ausschließlich heimische Kräfte.
Langenfeld. Prinz Hans-Werner und Prinzessin Petra haben mit ihrem großen Gefolge schon einen bleibenden Eindruck auf die Gäste in der Richrather Schützenhalle hinterlassen: Es wurde gesungen, getanzt, beide bekannten, dass sie aus Richrath stammen. Doch jetzt warten die gut 500 Besucher, nach dem Auftritt des Fanfarencorps, auf Geschichten aus Langenfeld — besser noch, aus Richrath. Die Sitzung „All onger eene Hoot“ erzählt Geschichten aus dem Dorf, kein Profi betritt die Bühne, heimische Kräfte bestreiten das Programm, das bis nach Mitternacht die Gäste bei bester Laune hält.
Spätestens seit 1984 ist die Sitzung ein Erfolgsrezept. Organisiert wird sie von den Schützen, der KAB und dem Kirchenchor — „Schü-Ka-Ki“ ist der karnevalistische Ruf der drei Vereinigungen. „Die zackigen 13“ mit ihren gepunkteten Tellerröcken und Leggins werden vom Sitzungpräsidenten Rainer Pfuhl (KAB) angekündigt. Zehn Damen sind es, zählt das Publikum. „Zwei sind im Ausland, die dritte ist schwanger“, lautet die charmante Antwort der Richrather Schützenfrauen. Der Elferrat aus KAB-Frauen hatte zuvor einen Square Dance präsentiert und je nach Stimmung auch eine Polonaise von der Bühne in den Saal angeführt. „Wildwest in Richrath“, lautete das Motto der Sitzung, die die Langenfelder Geistlichen als Hauptdarsteller der Westernserie „Bonanza“ zeigt.
In diesem Jahr hatte die KAB die Ausrichtung der Sitzung mit viel Lokalkolorit übernommen. Profis von außerhalb werden nicht benötigt. Ob nun die Bläck Fööss „He deit et wih un do deit es wih“ singen oder ob das die „Comedian Disharmonists“ übernehmen — die Richrather Sänger aus Schützen und Kirchenchor verstehen das auch ausgezeichnet.
Georg Müller, heimlicher Star der Sitzung, verrät Interna: vom Erdbeerfeld Weeger, von Pater Josef, von den vielen Gassen zu Ehren des ehemaligen stellvertretenden Bürgermeisters Rolf D. Gassen, dem so viele Straßen in Langenfeld gewidmet sind — was ist dann die einzige Schneiderstraße, die den Namen von Bürgermeister Frank Schneider trägt, wohl wert?
Zu Jahresbeginn hatten die acht Pfarrgemeinden in Langenfeld fusioniert. Doch die Prozession soll nicht in Richrath, sondern in Langenfeld-Mitte stattfinden. Das hatte viele verärgert, vor allem die Bruderschaft, die sich seit Jahrzehnten um die würdige Durchführung der Fronleichnamsprozession einsetzt (die WZ berichtete).
Der leitende Pfarrer Jürgen Rentrop hatte sich als Matrose verkleidet — wohl, um zu zeigen, wer das Steuer in Händen hat. „2012 ist die Prozession in Richrath“, sagte er. Ingo Zimmermann vom Kirchenchor und Chorleiter Peter Gierling parodieren die Geschichte der ausfallenden Prozession in Richrath.
Eleonore van Hees und Christoph Patten überzeugen als Tanzpaar mit Mariechen- und Showtanz. „Bis nach Mitternacht haben wir uns bestens amüsiert“, sagt Franz-Josef Jacobs, langjähriger Sitzungspräsident. Die Darsteller seien jünger geworden, aber am Konzept, lokale Geschichten auf die Bühne zu bringen, sei nie gerüttelt worden.