„Keine Angst,die krabbelt nur“
Natur zum Anfassen: Zahlreiche Besucher – darunter viele Kinder – fanden den Weg zur Spinnenausstellung in der Festhalle Bormacher.
Monheim. Sie ist dunkelbraun, haarig, ein wenig giftig, isst gern Grillen und fühlt sich auf ihrem Stück Rinde in der Bormacher Festhalle richtig wohl. In der stickig-schwülen Luft genießt die kleine Thailänderin mit dem lateinischen Namen Haplopelma longipes die Aufmerksamkeit der vielen Besucher, die am vergangenen Wochenende in der Ausstellung "Welt der Riesenspinnen - allerlei Insekten im XXXL-Format" bestaunen konnten.
Hinter der dicken Glasscheibe ihres Terrariums sieht die Tigervogelspinne auch gar nicht mehr so gefährlich aus. "Das ist total cool, die ist wirklich schön", findet die zehnjährige Nicole, und ihre Schwester Rebecca-Patrizia nickt zustimmend. "Gut, also die großen Spinnen da drüben sind ja schon unheimlich, aber die sieht ganz lustig aus", räumt Freundin Franziska ein. Anfassen möchte die Neunjährige die Spinne trotzdem lieber nicht.
Gemeinsam mit der Tigervogelspinne stehen 53 weitere Artgenossen im Rampenlicht ihrer Terrarien. Sie hocken auf und unter Baumrinde, zwischen ein paar Blättern oder direkt an der Scheibe. Meist sind sie absolut regungslos oder bewegen sich nur sehr langsam. Wahrscheinlich ist es gerade diese Unberechenbarkeit, die die haarigen Insekten so unheimlich macht. Schilder vor den Terrarien informieren über bevorzugte Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Herkunft.
Die Tiere sind aus der ganzen Welt nach Monheim angereist: Indien, Sri Lanka, Mexiko, Nigeria, China, und teilweise stammen sie auch aus der eigenen Zucht der Veranstalter.
Seit mehr als 20 Jahren hat Familie Spärlich sehr ein enges Verhältnis zu den Spinnen, und seit zwei Jahren touren sie mit ihren gewöhnungsbedürftigen Haustieren quer durch ganz Deutschland.
"Die Ausstellungen werden von meinem Vater veranstaltet, aber mein Bruder und ich sind immer dabei und helfen. Die Spinnen werden jedes Mal gewechselt, um hohen Stress bei den Tieren zu vermeiden", erklärt Shirly Spärlich. Ein paar Meter weiter hat Bruder Sydney eine Spinne aus dem Terrarium geholt und fragt, wer das kleine Tier auf die Hand nehmen möchte. "Keine Angst, die krabbelt nur", entwarnt er gleich. Der kleine Noah nimmt all seinen Mut zusammen und streckt seine Hand aus. Langsam läuft und springt die Spinne über Noahs Hände. "Das hat gekribbelt, aber es fühlt sich lustig an", freut sich der Sechsjährige und möchte sie gleich noch einmal halten.
Dass die große Leidenschaft für Vogelspinnen allerdings auch nicht ganz ungefährlich sein kann, durfte Sydney Spärlich bereits am eigenen Leib erfahren. "Mein Bruder wurde schon mal gebissen, und der Schmerz war wirklich sehr groß. Allerdings war das seine eigene Schuld", erinnert sich Shirley. "Und er wurde nicht ernsthaft verletzt."
Was sie selbst an diesen Tieren so fasziniert, ist schnell zu beantworten: "Es ist diese unglaubliche Vielfalt der Arten, die Lebensweise - einfach alles", sprudelt es aus Shirley Spärlich geradezu heraus.
Die Besucher seien in erster Linie ein wenig scheu - aber auch sehr experimentierfreudig, wie die Spärlichs immer wieder erkannt haben. "Ich habe überhaupt kein Problem mit Spinnen, die sind wirklich sehr interessant. Ich sehe das nicht zum ersten Mal. Aber für die Kinder ist das ja super", sagt Helga Kapteina, die gleich ihre Enkelin mitgebracht hat.
Gut, dass da für genügend Abwechslung gesorgt ist. Neben australischen Gespenstheuschrecken buhlen Riesenstabschrecken, Riesentausendfüßler und Skorpione um die Aufmerksamkeit der Besucher - ganz ungefährlich sind die auch nicht.