Monheim: Eine Meinung weniger
Norbert Friedrich hat Monheims SPD und die Volkshochschule geprägt. Nun geht er in den Ruhestand und verbringt seinen Lebensabend in Meerbusch.
Monheim. Ein Leisetreter war er nie: Norbert Friedrich. Und wenn er an diesem Freitagmorgen in seinem Büro in der VHS sitzt, dann schaut er auch mal mit fast trotzigem Blick aus dem Fenster. Da draußen sind noch Reste einer Welt, die für Norbert Friedrich einst in Ordnung war.
Das Berliner Viertel ist immer noch eine SPD-Hochburg, der Rest Monheims längst nicht mehr. "Ich vermisse den kommunalpolitischen roten Faden", sagt Friedrich. Allerdings muss Monheims SPD den ohne ihn finden. Der ehemalige Ortsvereinsvorsitzende Norbert Friedrich zieht sich zurück. Nach 33 Jahren stellvertretenden VHS-Vorsitzes geht der 60-Jährige aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Er wohnt bereits in Meerbusch.
Stationen eines politischen Lebens: von 1980 bis 86 Ortsvereinsvorsitz der Genossen, dann noch einmal von 2000 bis 2007, viele Jahre Vorstand der Europa-Union, ehemaliger stellvertretender Kreis-Vorsitzender der SPD. "Jetzt habe ich keinen Termindruck mehr", sagt Friedrich. Tatsächlich ist er in seiner neuen Heimat Meerbusch bereits im SPD-Vorstand und stellvertretender Awo-Vorsitzender. Den Mieterbund Monheim-Langenfeld mit seinen 1700 Mitgliedern will er auch weiter führen.
Als seinen größten politischen Erfolg nennt der gebürtige Essener die zwei Siege von Lilo Friedrich bei Bundestagswahlen. Daran war er maßgeblich beteiligt als Kopf des Wahlkampfes. Und Lilo Friedrich nun als Abtrünnige im Rat für die Wählervereinigung Menschen für Monheim? "Das muss sie selbst wissen. Ich will lieber in meinem eigenen Verein aufstehen und was sagen, bevor ich weglaufe."
Die hart erkämpfte Einführung der Gesamtschule - daran erinnert sich Norbert Friedrich gerne. Das größte Debakel: Nach Jahrzehnten der Verlust der absoluten Mehrheit 1999. "Und als ich schon dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, haben wir 2004 noch mal Federn gelassen. Und jetzt sind wir nur noch dritte Kraft. Das ist bitter", resümiert Norbert Friedrich.
Glaubt er an einen Sieg bei der nächsten Kommunalwahl? "Zumindest müssen wir alles daran setzen, wieder zweitstärkste Fraktion zu werden", so Friedrich. Doch wer ist für ihn dann die Nummer eins? "Man muss sehen, wie Peto sich entwickelt", sagt er, weicht aus und fordert: "Wir müssen jungen Leuten wieder eine Heimat bieten. Ich bin mit meinen 60 Jahren ja inzwischen bei Versammlungen oft einer der Jüngeren. Das ist deprimierend. Wir sind als SPD großenteils Vergangenheit. Wo ist die Zukunft?"
Norbert Friedrich
Und doch setzt Norbert Friedrich nicht gnadenlos auf Verjüngung. Ginge es nach ihm, zieht die SPD auch bei der nächsten Bürgermeisterwahl 2015 mit Ursula Schlößer (60) in den Wahlkampf. "Sie weiß, wovon sie spricht. Und wenn die Fraktion im Moment nicht das schärfste Pofil hat, muss bedacht werden: Die Spitze ist nur so stark oder schwach wie die ganze Mannschaft."
Am Montag wird Norbert Friedrich offiziell verabschiedet. Langeweile wird er danach nicht haben. "Ich wohne zur Miete, habe aber einen 4000 Quadratmeter großen Garten dabei. Der muss in Schuss gehalten werden", erzählt er. Das Radfahren hat er wieder angefangen, und die zwei Hunde fordern auch ihre Bewegung.
Ach ja: Und dann muss er am Montag nach der Verabschiedung auch noch nach Wuppertal. "Ein Termin beim Paritätischen Bildungswerk NRW", sagt er. Dessen Vorsitzender ist Norbert Friedrich nämlich auch noch.