Langenfeld: Stellas neue Ansichten
Porträt: Ihr Freiwilliges Soziales Jahr mit Behinderten hat Stella Freitag verändert: Sie ist ruhiger und geduldiger geworden.
Langenfeld. Dass Stella Freitag gerne mit Menschen arbeiten wollte, wusste sie schon immer. Doch was genau sollte sie tun? Nach ihrem Abitur am Konrad-Adenauer-Gymnasium im vergangenen Jahr entschied sich die 20-jährige Langenfelderin für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei den Werkstätten für Behinderte (WFB). Und: Sie würde es jederzeit wieder tun.
"Das war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe", erzählt Stella Freitag. Vor allem das gute Arbeitsklima gefalle ihr, und mit der abwechslungsreichen Arbeit werde es ihr so schnell garantiert nicht langweilig. "Jeder Tag ist anders", sagt die 20-Jährige, und es mache Spaß, die Zeit mit den Menschen zu verbringen. "Mit der Zeit habe ich gelernt, dass es sehr, sehr liebenswerte Personen sind. Sie sind wie du und ich - haben halt nur gewisse Einschränkungen, die aber völlig unwichtig sind", sagt die FSJ-lerin.
Eine Entscheidungshilfe waren für Stella Freitag einige Freunde, die ebenfalls in den Behinderten-Werkstätten ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht hatten und ebenso begeistert waren wie sie jetzt. Selbst die gemeinsamen Toilettengänge mit den Rollstuhlfahrern sind für die 20-Jährige inzwischen zu etwas ganz Alltäglichem geworden. Zwar habe sie das anfangs Überwindung gekostet, aber inzwischen weiß Stella Freitag, "dass es nichts Ekliges gibt. Es gibt nur Unbekanntes".
Das ist aber nicht das Einzige, was die FSJ-lerin gelernt hat: "Ich bin sehr viel ruhiger und geduldiger geworden. Außerdem ist es wichtig, darauf Rücksicht zu nehmen, dass andere nicht so schnell arbeiten können wie man selbst." Deshalb mache sie ihr Soziales Jahr auch bei den WFB.
"Menschen mit Behinderung sollten eine Möglichkeit haben, sich in die Gesellschaft zu integrieren und eine Aufgabe im Leben zu haben. Dabei möchte ich helfen", sagt Stella Freitag überzeugt. Viele der behinderten Mitarbeiter könnten wahrscheinlich nicht einmal eigenständig mit dem Bus fahren. Doch beim WFB würden sie damit vertraut gemacht und könnten auf diese Weise ein Stück Selbstständigkeit erlangen.
Für ihren weiteren Weg stehe die genaue Richtung zwar noch nicht fest, aber im Hinblick auf ihren Berufswunsch, mit Menschen arbeiten zu wollen, wurde sie nur bestärkt. Deswegen folgt im Herbst erst einmal ein Studium. "Vielleicht im Fach Theologie. Das könnte interessant werden und hat auch mit Menschen zu tun - nur auf eine andere Art und Weise", erklärt Stella Freitag.