FSJ bringt Orientierung für den Beruf

Viele Wuppertaler Schüler entscheiden sich nach ihrem Abschluss für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die Zeit dient nicht nur der Hilfe bei der Be ufswahl, sondern auch der Entwicklung der Persönlichkeit.

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Die Sommerferien sind da und viele Jugendliche blicken nach ihrem Abschluss einer ungewissen Zukunft entgegen. Wer noch nicht so recht weiß, was er anschließend machen soll, kann ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Erwägung ziehen: Die unterschiedlichen Einrichtungen in Wuppertal bieten diese Möglichkeit, um Tätigkeiten rund um Pflege und Betreuung kennenzulernen und in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern. Auch in der Haustechnik, Verwaltung und im Fahrdienst gibt es viele Angebote.

„In der Persönlichkeitsentwicklung bringt das die jungen Menschen unglaublich weiter“, erzählt Winni Bürger vom Troxler-Haus. Selbst schüchterne FSJler entwickelten sich in dem Jahr häufig zu selbstbewussten Menschen, die wissen, was sie wollen. Rund 30 Stellen bietet das Troxler-Haus jedes Jahr für FSJler an. „Wir haben durchweg gute Erfahrungen damit, die jungen Leute sind sehr engagiert“, lobt Winni Bürger. Die Interessenten können in den verschiedenen Bereichen der Einrichtung testen, wo sie gerne ihr Jahr verbringen wollen. Sie können in den Werkstätten, beim betreuten Wohnen oder in der ambulanten Pflege helfen. Regelmäßig gefällt es FSJlern dann so gut, dass sie anschließend eine Ausbildung beim Troxler-Haus beginnen.

Diese Erfahrung hat auch die Diakonische Altenhilfe Wuppertal gemacht. „Manche FSJler machen ihr Jahr gar nicht fertig, sondern wechseln schon vorher direkt in die Ausbildung“, berichtet Lucian Stein, der bei der Altenhilfe für die FSJler zuständig ist. „Für unsere Einrichtung ist das eine Riesen-Chance, junge Leute für unsere Ausbildung zu begeistern.“ Viele Schulabsolventen könnten sich unter Altenpflege wenig vorstellen. Während ihres FSJ-Jahres begleiten sie einen ihnen zugeteilten Praxisanleiter und helfen ihm bei allen anfallenden Arbeiten. Je länger sie dabei sind, desto eher können sie kleine Aufgaben auch alleine erledigen — etwa einen Bewohner im Rollstuhl zu einer Behandlung fahren, eine Mahlzeit reichen oder im Garten mit einer Seniorin plaudern. Die FSJler haben die Wahl zwischen verschiedenen Bereichen: Sie können in der Pflege, Sozialen Betreuung, Haustechnik oder Hauswirtschaft helfen. „In den vergangenen Jahren kommen auch vermehrt Männer“, sagt Stein erfreut.

Als Praktikum für ein Studium oder als Vorbereitung zu einer Ausbildung in sozialen Berufen kommen auch viele FSJler ins Bethesda-Krankenhaus. „Unsere Plätze in der Pflege sind sehr nachgefragt“, sagt Pressesprecherin Yvonne Carmen Reimer. „Viele entscheiden sich konkret wegen ihres Berufswunsches für ein bestimmtes FSJ.“

Bewerben für das FSJ können sich alle jungen Menschen, die die Schulpflicht erfüllt und noch nicht das 27. Lebensjahr vollendet haben. Sie erhalten während ihres Dienstes ein Taschengeld und Fahrtkostenerstattung und sind versichert. Zu einem einjährigen Freiwilligen Sozialen Jahr gehören auch 25 Seminartage, in denen es um Persönlichkeitsstärkung und fachliche Inhalte geht. Die meisten Anbieter laden die FSJler auch zu einer Seminarwoche in einer anderen Stadt ein. Neben dem Sozialen Jahr gibt es auch das Ökologische Jahr, bei dem die Menschen viel in der Natur tätig sind und das Kulturelle Jahr in Kultureinrichtungen. Oft können die FSJler während ihres Jahres auch in andere Abteilungen hineinschnuppern oder bei Schwierigkeiten in ein anderes Team tauschen.

„Viele nutzen das als Auszeit für sich“, hat Adriane Bose vom Deutschen Roten Kreuz gemerkt. Dazu passen die Seminare, die sie jeweils nach den Wünschen der Teilnehmer organisiert: Kommunikation, Entspannungstechniken und Konfliktverhalten seien immer wieder beliebt. Doch auch die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod spiele für die FSJler plötzlich eine Rolle, wenn sie solche Situationen bei der Arbeit erleben.