Kitas vermissen Unterstützung bei Inklusion

Hürden bei Weiterbildungen und Zuschüssen erschweren die Förderung der Kinder.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Inklusive Lebensverhältnisse — auch in der Kita — das ist das Ziel der UN-Behindertenrechtskonvention. Bis zum Sommer 2016 wurden in Monheim Kinder mit attestiertem Förderbedarf ausschließlich in den drei integrativen Kitas der evangelischen Kirche und der Kita Max & Moritz betreut. Nach dem Willen des Gesetzgebers sollen Eltern jetzt die Wahlfreiheit haben. Deshalb hat der Landschaftsverband zum Beginn des Kindergartenjahres 2016/17 die Förderbedingungen für behinderte Kinder geändert: Von den Fördergeldern für die integrativen Gruppen finanzierten die Einrichtungen bisher ihre fest angestellten Therapeuten, wie Logo- oder Motopäden, erklärt Gerlinde Knisel-Scheuring, Abteilungsleiterin Frühkindliche Bildung.

Susanne Skoruppa, Leiterin der SKFM-Kita

Jetzt kann eine Einrichtung für jedes Kind mit Förderbedarf eine jährliche Pauschale von 5000 Euro beantragen. Voraussetzung ist, dass dafür der Träger der Reduzierung der Gruppenstärke um je einen Platz zustimmt. Außerdem müssen die Kitas ein pädagogisches Konzept erarbeiten darüber, in welcher Weise sie dem Förderbedarf der Kinder gerecht werden wollen, sagt Knisel-Scheuring. Die LVR-Pauschale können sie für die Weiterbildung ihres Personals, die Beratung der Eltern und den Aufwand für die Vernetzung mit den Therapie-Praxen verwenden. Denn nachdem die Therapiekosten jetzt von den originär zuständigen Krankenkassen getragen werden, müssen sich die Eltern selber um die nötigen Rezepte kümmern. „Allein die Eltern im Berliner Viertel dazu zu bringen, sich darum zu kümmern, ist schwierig“, sagt Knisel-Scheuring.

Anders als vom Gesetzgeber angestrebt, habe man sich mit den anderen Trägern darauf verständigt, die bisherige Schwerpunktbildung beizubehalten. Nur die Kita St. Johannes und die neue evangelische Kita Kurt-Schumacher-Straße verfolgen jetzt auch einen inklusiven Ansatz. Der Grund: „Die Platzreduzierung wird erst dann effektiv, wenn man bis zu fünf Förderkinder hat und damit nur noch eine Gruppenstärke von 15 Kindern“, sagt Susanne Skoruppa, Leiterin der SKFM-Kita. Bei 20 Kindern könne man dem einen behinderten nicht gerecht werden.

Sie beklagt, dass mit der Inklusion in Kitas einmal mehr ein Gesetz erlassen wurde, für das vorher keine Rahmenbedingungen geschaffen wurden: „Als wir uns beim LVR nach Fortbildungen für unsere Mitarbeiter erkundigt haben, bekamen wir - wegen der großen Nachfrage Absagen. Darum mussten wir uns selber kümmern.“ Auch an Informationen über das Antragsverfahren für die LVR-Pauschale zu kommen glich einer Odyssee. „Wir machen uns jetzt eigentlich erst richtig auf den Weg“, sagt ihre Stellvertreterin Helga Schmidt.

Insgesamt werden derzeit in Monheim 80 Förderkinder betreut. Die fünf in St. Joahnnes haben einen Förderbedarf im Bereich seelische emotionale Entwicklung. Da die Kita über keine geeigneten Räume verfügt, finden die Therapien ausschließlich außer Haus statt. „Wir haben hier nicht das Problem mit nachlässigen Eltern, vielmehr ist die Bereitschaft der Ärzte, Rezepte auszustellen, nicht gegeben“, sagt Skoruppa. Insofern sei der Beratungsbedarf der Eltern groß. Die Leiterin wundert sich, dass den Erzieherinnen bei ihren Eingangsscreenings oder im Laufe des Jahres immer Kinder mit motorischen oder Gleichgewichtsproblemen auffallen, die anstandslos die U-Untersuchungen passiert haben.

Das Problem dabei: Wenn der Förderbedarf mitten im Kindergartenjahr festgestellt wird, darf die Platzreduzierung erst im nächsten Kita-Jahr verwirklicht werden. Früher allerdings mussten solche Kinder dann in eine integrative Kita wechseln.