Konzentration auf die Atmung
Helga Brinkmann ist Yoga-Lehrerin — und unterrichtet auch unter freiem Himmel. WZ-Mitarbeiterin Pia Windhövel startete den Selbstversuch.
Monheim. Stille kann so laut sein. Vögel zwitschern, die Blätter der Baumkronen rascheln, Bienen summen. Wann liegt man schon mal bewegungslos, flach auf dem Rücken auf einer Wiese? Mit geschlossenen Augen und nur auf seinen Atem achtend? Die Stimme von Yogalehrerin Helga Brinkmann holt die Teilnehmer des Kurses „Yoga im Park“ wieder zurück.
Wir liegen auf Isomatten mitten im Marienburgpark. Nach der Entspannungsphase zu Beginn geht es jetzt los mit den ersten Übungen. „Rollt euch erst mal ganz bewusst auf die Seite und spürt diesen Übergang“, sagt Helga (im Kurs wird sich geduzt) und erklärt mit ruhiger Stimme, warum wir nun auf der Seite liegen: „Im Alltag erlebt man viel zu selten Übergänge. Zu oft tut man Dinge, ohne sie bewusst wahrzunehmen. Deshalb finde ich es wichtig, auch im Yoga die Übergänge von einer Position in die Nächste bewusst zu spüren.“
Helga Brinkmann ist freiberufliche Yoga-Lehrerin. Sonst unterrichtet sie in Turnhallen oder Fitnessräumen. Im Sommer aber verlegt sie ihre Kurse am liebsten nach draußen. „Es ist schon ein Unterschied, Yoga unter freiem Himmel zu machen“, sagt Teilnehmerin Jutta Wulff. Die Langenfelderin kennt Helga Brinkmann schon lange. Fast ebenso lange macht sie Yoga. „Die Philosophie beim Yoga gefällt mir einfach. Außerdem kann ich damit unheimlich gut abschalten und entspannen.“
Nach der bewussten Seitenlage geht es in die Bauchlage. Die Arme liegen eng am Körper an. Sieht bestimmt lustig aus, für die Spaziergänger, die vorbeigehen. Eine ältere Frau mit Rollator hat sich bereits auf die Parkbank gesetzt und schaut uns zu. Doch das ist jetzt egal. Wir konzentrieren uns auf die Atmung.
Helga Brinkmann sagt mit ruhiger Stimme: „Horcht in euren Körper hinein. Was hat sich seit der letzten Übung verändert? Was ist gleich geblieben? Welche Körperteile sind angespannt?“ Fragen, die ich mir sonst selten stelle. Ich spüre, dass ich meinen Nacken anspanne. Außerdem wird mir bewusst, dass ich meine Zunge an die Vorderzähne presse. Ich versuche locker zu lassen. Das tut gut. „Langer Nacken, langes, glattes Gesicht“, sagt Helga. „Nun gehen wir in eine kleine Kobra. Dazu heben wir langsam die Brust und atmen ein.“
Mit dem Ausatmen senken wir die Brust wieder und legen den Kopf ab. Nach einer Weile, in der wir den Vierfüßlerstand, den Delphin und die Kobra ein paar Mal durchgegangen sind, liegen wir auf dem Rücken. Entspannt öffne ich die Augen, die ich die meiste Zeit geschlossen hatte und blicke in die üppige Krone der alten Eiche, die über uns ihre Äste ausstreckt. Ein toller Anblick, den man im Alltag viel zu selten hat. Leider verhalten sich die Ameisen und kleinen Mücken wenig „yogisch“ und reißen mich aus meiner meditativen Stimmung heraus.
Die anderthalb Stunden sind wie im Flug vergangen. Am Ende bedanken wir uns bei unserem Körper, dass wir Yoga machen durften. „Namaste.“ Selbstversuch erfolgreich.
Urteil: Sicher nicht für jeden was, aber unbedingt empfehlenswert und auf jeden Fall ausprobieren!